Originaltitel: Slumdog Millionaire
Großbritannien, 2008
Gewinnen will gelebt sein
Jamal Malik (Dev Patel), ein junger Mann aus den Slums der Millionenmetropole Mumbai, ist nur noch eine Frage vom 20-Millionen-Rupien-Hauptgewinn der indischen Ausgabe von “Wer wird Millionär?” entfernt. Da der Moderator Prem Kumar (Anil Kapoor) fest davon überzeugt ist, dass sein Kandidat betrügt, wird dieser kurzerhand zur Vernehmung auf die Polizeiwache gebracht. Dort erzählt er den staunenden Beamten seine Lebensgeschichte anhand der von ihm in der Tv-Show beantworteten Fragen. Für Jamal ist der Gewinn nur Mittel zum Zweck, um seine große Liebe Latika (Freida Pinto) wiederzufinden.
Der Brite Danny Boyle gehört mit Sicherheit zu den vielseitigsten Regisseuren des zeitgenössischen Kinos. Seine berufliche Vita umfasst so unterschiedliche Filme wie die Sucht-Tour-de-Force Trainspotting, den Horrorschocker 28 Days Later, die erfrischende Komödie Millions und zuletzt das elegische Science-Fiction-Epos Sunshine. Dieses bemerkenswerte Fehlen von Berührungsängsten kommt ihm auch in seinem mehrfach oscarnominierten Slumdog Millionär zugute, der zugleich Abenteuer-, Liebes- und Gangsterfilm ist und sich in allen drei Genres gleichermaßen gut behaupten kann.
Das erzählerische Konzept ist hierbei ebenso einfach wie genial und gibt dem Geschehen Originalität, Struktur und die Freiheit, ganze Lebensabschnitte überspringen zu können, ohne dass man das Gefühl haben muss, etwas Entscheidendes versäumt zu haben. Die eine oder andere Schwäche im Drehbuch, vor allem punkto Charakterentwicklung, ist zwar (nicht zu verleugnen, und auch nicht alle Darsteller schlagen sich so gut wie Dev Patel in der Hauptrolle. Doch hat man als Zuseher doch das Gefühl, hier etwas neues, frisches serviert zu bekommen. Den größten Anteil daran hat aber letztendlich Boyles dynamische Inszenierung, die mit ihrer kraftvollen Bildsprache und A.R. Rahmans mitßreißender Musik die wirkungsvollsten Akzente setzt. Letztendlich schafft er es sogar, die dramatischen Ereignisse auf ungeheuer energiegeladene Art und Weise in ein Gefühl der Lebensfreude münden zu lassen.
Fazit: Fesselnder, lebensbejahender Genremix mit treibendem Soundrack und tollen Bildern.
Michael “Eminence” Reisner