Österreich, 2006
Kinostart: 07.07.2006
Feldkirchen in Kärnten, eine laue Sommernacht am Seeufer: Als die aufstrebende Jungreporterin Sabrina (Vanessa Schwarzbauer) gerade mit ihrem Freund Ralf im Auto am Koitieren ist, wird sie von einem unbekannten, blutüberströmtes Mädchen aufgeschreckt. Da Ralf jedoch auf der Finalisierung des Sexualaktes besteht, ist es Sabrina nicht möglich, den weiteren Werdegang der jungen Dame zu verfolgen. Obwohl niemand Sabrina Glauben schenkt, geht sie stur der Theorie eines Gewaltverbrechens nach und veröffentlicht im Regionalfernsehen eine Reihe von mehr oder weniger stichhaltigen Beweisen. Dies ruft einen als “Weisse Frau” verkleideten Unbekannten auf den Plan, der ihr fortan nach dem Leben trachtet. Aber auch andere Mitzwanziger - zumeist leicht bekleidete Damen - müssen um ihre Gesundheit bangen, denn ein schaufel-schwingender Bauer mordet fröhlich und scheinbar grundlos vor sich hin.
Irgendwie hat es die österreichische Amateurproduktion Silent Bloodnight geschafft, einen Vertrieb an Land zu ziehen und limitiert in Österreich sogar ins Kino zu kommen. Womit der größte Verdienst - das offensichtliche Engagement der Beteiligten - auch schon erwähnt ist. Der Film selbst bewegt sich auf höchst bescheidenem Niveau und kann weder technisch noch auf inhaltlich überzeugen. Das Drehbuch von Elmar Weihsmann und Stefan Peczelt, die des weiteren auch Produktion und Regie inne hatten, strotzt nur so vor Logikfehlern und Dialogschwächen. Schon die Eingangssequenz gestaltet sich derart verwirrend und bruchstückhaft, dass die mangelhaft eingeführten Charaktere und deren Motivationen sich bis zuletzt als kaum ergründbares Mysterium präsentieren. Die völlig unnatürlichen, gänzlich sinnfreien Dialoge sorgen ein ums andere Mal für unfreiwillige Lacher, selbiges gilt für die laienhaft agierenden Darsteller. Zwar sind andeutungsweise einige Referenzen auf das italienische Thriller-Subgenre Giallo zu erkennen, doch bis auf die nackten Tatsachen, die auch ein Dario Argento nur all zu gerne einsetzte, ist man meilenweit von der atmosphärischen Qualität von Gattungsvertretern wie Blutige Seide von Mario Bava oder auch dem Horrorbereich zugehörigen Suspiria von Meister Argento entfernt.
Die Kamerarbeit von Volkmar Geiblinger und Reinhard Kofler lässt keinerlei Drang zur Innovation erkennten und beschränkt sich auf unmotivierte Schwenks und Zooms. Die gitarrenorientierte Musik von Peter Zirbs und Harald Salaun erweist sich mit zunehmender Laufzeit als nervig redudanter, oft viel zu laut eingespielter Lärm.
Die Spezialeffekte mit reichlichem Einsatz von Schaufensterpuppen und Kunstblut schwanken zwischen bemüht und durchaus gelungen. Die Splattereinlagen bleiben mit den hübsch anzusehenden Damen demnach die einzige Motivation, sich den Streifen anzusehen: Am besten in geselliger Runde mit jeder Menge Bier.
Fazit: Wer mit Werken von Andreas Schnaas oder Jörg Buttgereit etwas anzufangen weiß, kann auch ruhig mal einen Blick auf Silent Bloodnight werfen. Ansonsten: Finger weg!
Michael “Eminence” Reisner