USA, 2007
Kinostart: 20.09.2007
Ein Obdachloser (Clive Owen) sitzt nachts an einer Bushaltestelle und isst eine Karotte. Bereits kurze Zeit später findet er sich in einer äußerst unangenehmen Situation wieder: In einem Lagerhaus muss er ein Baby entbinden, während er gleichzeitig ein Killerkommando unter der Leitung von Mr. Hertz (Paul Giamatti) Mann um Mann dezimiert. Warum die Killer nach dem Leben von Mutter und Kind trachten, weiß weder der namenlose Held noch der Zuschauer. Und so wirklich interessieren tut das auch niemanden, denn die Story, die Regisseur und Drehbuchautor Michael Davis alibihalber um die nie endenden Schusswechsel in Shoot ’Em Up gesponnen hat, ist eher vernachlässigenswert.
Wichtig ist eigentlich nur, dass Clive Owen das Leben des Babys rettet, und sich daraufhin Mr. Hertz’ erwehren muss, der keine Kosten und Menschenleben scheut, das Kind unter die Erde zu bringen. So ist Shoot ’Em Up* all das, was man sich vor einem halben Jahr von Joe Carnahans Smokin’ Aces erwartet hatte - und nicht bekam: Eine aberwitzige Action-Sequenz folgt auf die nächste, weshalb man gar nicht erst in Versuchung kommt, Shoot ’Em Up auch nur ansatzweise ernst zu nehmen. Unterstrichen wird das selbstverständlich von Davis’ Regie, die keinerlei Anspruch auf Logik oder Realismus erhebt, und sich des Öfteren selbst aufs Korn nimmt. Shoot ’Em Up* ist auf dem Prinzip aufgebaut, die Multitaskingfähigkeit des Protagonisten in immer verrückteren Situationen zu prüfen. So liefert der Film auch die ultimative Männerphantasie: Clive Owen knallt böse Buben ab, während er gleichzeitig Monica Bellucci… eh, Gutes tut.
Schauspielerisch gesehen erfüllt Clive Owen die Rolle des verschwiegenen Namenlosen mit links, Sprücheklopfen und den Umgang mit Waffen beherrschte er schon ausreichend in Sin City. Auch Paul Giamatti merkt man den Spaß an seiner Rolle des Auftragskillers Hertz sichtlich an. Mit einer unterhaltsamen Portion Selbstironie gelingt es Owen und Giamatti, ihre Rollen mit genügend Leben zu füllen, um Shoot ’Em Up nicht gänzlich zur seelenlosen Ballerei zu degradieren.
Einziger Negativpunkt wäre die zunehmend undurchsichtige Story, die im letzten Filmdrittel für totale Verwirrung sorgt. Vielleicht lag es am enormen Tempo oder der englischen Originalfassung, aber ich kann nicht von mir behaupten, die abstruse Hintergrundgeschichte vollends verstanden zu haben. Völlig egal, denn was am Ende zählt, ist das Gefühl, mit dem man das Kino verlässt. Und bei einer solchen Witz- und Action-Flut, die in den knapp 90 Filmminuten über den Zuschauer hereinbricht, verblasst die Erinnerung an Storymängel oder auch die teils schwachen Effekte deutlich.
Fazit: Kurzweilige, durchgeknallte Action-Orgie mit irrwitzigen Einfällen und hohem Unterhaltungswert.
Christian Simon