Spanien, 2008

Der sechzehnjährige Santi (Junio Valverde) leidet an Photophobie, einer seltenen Überempfindlichkeit der Augen gegenüber Lichteinwirkung, die das gemeinsame Leben mit seiner Mutter im sonnedurchfluteten Barcelona fast unmöglich macht. Da das Geld für einen Umzug nach Lappland fehlt, entscheiden sich die beiden, in ein schattiges Bergdorf in den Pyrenäen zu ziehen. In den dortigen Wäldern geht jedoch ein unheimliches Wesen um, das zunächst nur Tiere angreift, sich aber schon bald einen ortsansässigen Jugendlichen als Opfer aussucht. Santi wird nicht nur Zeuge des blutrünstigen Mordes, sondern gilt sowohl für die Polizei als auch für die Dorfbewohner als Hauptverdächtiger. Weitere Übergriffe folgen.

Regisseur Isidro Ortiz liefert mit Shiver einen ansehnlichen, aber keinesfalls außergewöhnlichen Genrebeitrag ab. Was gefällt, ist die effektive Inszenierung der Gruselpassagen: Sowohl die vielen Verfolgsungsjagden im Wald oder auch die direkte Auseindersetzung mit dem wahren Mörder auf engstem Raum, verbreiten wohlige Schauer. Überhaupt vermag Josep M. Civits Kameraarbeit mit ihren innovativen Perspektiven und den geschickten Wechseln von Licht und Schatten zu gefallen.
Die Crux ist wie so oft im Drehbuch, an dem ganze vier Autoren herumgedoktert haben, zu suchen. Schon in der ersten Hälfte gerät die Einführung einiger Figuren, wie etwa jene von Santis bestem Freund Leo (Jimmy Barnatán) etwas holprig. Über klischeehafte Kleinigkeiten wie die Tatsache, dass sich ausgerechnet das hübscheste Mädchen der Klasse (Blanca Suárez) für den neuen Sonderling mit der seltsamen Krankheit interessiert, kann man zwar noch hinwegsehen. Als dann aber wenig später gleich zwei aufgebaute Subplots, die der Charakterfestigung bzw. -entwicklung hätten dienen können, urplötzlich wieder fallengelassen werden, wird’s zunehmend ärgerlich. Im letzten Drittel wird dann auch wieder die in letzter Zeit etwas inflationär gebrauchte Nachtsichtkamera ausgepackt. Die Auflösung kommt dann zwar nicht gänzlich ohne Logiklöcher aus, ist aber einigermaßen überraschend und in sich schlüssig.

Fazit: Effektiver Grusel mit einer schönen Grundidee, der jedoch mit strukturellen Problemen zu kämpfen hat. Die am 3. November erschienene DVD sei daher vor allem Genrefans empfohlen, die dahingehend ein dickeres Fell haben sollten.

Michael Eminence” Reisner