Originaltitel: Sherlock Holmes: A Game Of Shadows
USA 2011
Kinostart: 22.12.2011
Sherlock Holmes war eine der angenehmsten Überraschungen des Kinojahres 2009. Robert Downey Jr. spielte den ikonischen Detektiv als hochtalentiertes Wrack, das ohne Beschäftigung in sich zusammenfiel, mit Jude Laws mürrischem Dr. Watson als erdendem Gegenpol. Regisseur Guy Ritchie nutzte eine banale Geschichte als Vehikel für allerlei unterhaltsamen Schabernack und bot pompösen, schön anzusehenden Spaß.
Als bekannt wurde, dass Holmes’ Erzfeind Professor Moriarty in der Fortsetzung sein Stelldichein geben würde, stiegen die Erwartungen in luftige Höhen.
Ausgangspunkt für Sherlock Holmes 2 scheint jedoch keineswegs das Bedürfnis gewesen zu sein, die Geschichte des modernisierten Holmes weiter zu erzählen. Spiel im Schatten ist eine Fortsetzung geworden, die sich wie eine reine Reaktion auf den Erfolg ihres Vorgängers anfühlt, denn all die Elemente, die die Fans am ersten Film genossen, wurden in Teil 2 über die Maßen aufgedreht.
So muss sich Holmes zum Auftakt gegen einige Männer wehren, die für die Geschichte keinerlei Bedeutung haben. Dabei kommt ihm seine Zeitlupenplanung zu Hilfe, mittels derer er jeden Hieb des Gegners vorhersehen kann. Was im ersten Teil eine originelle Idee war, die auch den einen oder anderen unglaubwürdigen Sieg rechtfertigte, wird hier zum bedeutenden Plotelement aufgeblasen und überschreitet ausgerechnet im finalen Zweikampf die Grenze zur Fantasterei. Dass die Faustkämpfe Dank des angekündigten Ausgangs frei jeder Spannung bleiben, ist keine Überraschung.
Auch Ritchies Regie wirkt vergleichsweise lustlos. Der Film sieht stets gut aus, doch das Ausbleiben neuer Ideen und ein Übermaß an zweckfreien Zeitlupen provozieren den Eindruck, Ritchie habe sein Pulver im Vorgänger verschossen. Etwas enttäuschend geraten auch die Neuankömmlinge. Die von Bart Simpson synchronisierte Noomi Rapace bleibt als Zigeunerin Simza vollkommen blass. Während Rachel McAdams’ Irene Adler im ersten Teil ein relevanter Teil der Geschichte war, steuert Rapace wenig mehr zur Handlung bei als ein oder zwei Fingerzeige in die richtige Richtung.
Gehaltvoller gerät natürlich Jared Harris’ Auftritt als Moriarty. Der wirkt zwar nie bedrohlich, was der Geschichte den Großteil ihrer potentiellen Spannung nimmt, doch im Vergleich zu Andrew Scott, der die Figur in der neuen (und ansonsten überaus gelungenen) Bbc-Serie Sherlock spielt, ist er ein Schwarm hungriger Hornissen.
Gelungen ist der Auftritt von Stephen Fry, der als Sherlocks Bruder Mycroft etwas comic relief beisteuern darf. Sollte es mit der Filmreihe weitergehen, darf man auf weitere Auftritte gespannt sein.
Gleiches gilt selbstverständlich für das Gespann Downey Jr./Law. Die Handlung war im ersten Teil lediglich eine Ausrede, um unterhaltsame Action zu zelebrieren und funktionierte als solche hervorragend. In der Fortsetzung verkommt sie zu einem Anker, den die Figuren hinter sich herschleifen, während sie über den Kontinent hetzen. Doch solange Holmes und Watson sich in den Haaren liegen, macht der Film Spaß, selbst wenn Holmes von einer überflüssigen Inspektor-Clouseau-Verkleidung in die nächste wechselt. Allein gegen das erstaunlich lahme und meilenweit vorhersehbare Ende kommen selbst diese beiden nicht an.
Mehr vom Gleichen und doch weniger von Allem. Sherlock Holmes 2 - Spiel im Schatten bietet genug Vergnügliches, dass niemand sich um seine zwei Stunden betrogen fühlen muss. Im direkten Vergleich mit Teil 1 unterliegt der Film jedoch in allen Disziplinen und reiht sich in die lange Reihe an Sequels ein, die den Erwartungen durch ihren gelungenen Vorgänger nicht gerecht werden.
Felix “Flex” Dencker