Großbritannien, 2006
Das europäische Verkaufs-Team des internationalen Rüstungskonzerns “Palisade Defence” befindet sich auf einem wohlverdienten Betriebsausflug irgendwo tief im Ostblock. Es lockt die Luxus Lounge, die das Unternehmen für derlei Zwecke bereithält. Doch so richtig motiviert scheint keiner, unter der Aufsicht des inkompetenten und gehemmten Abteilungsleiters Richard das Wochenende zu verbringen. Auch die geplante Förderung des Team-Zusammenhalts scheint angesichts der unterschiedlichen Charaktere eher unwahrscheinlich.
Die Stimmung fällt quasi ins Bodenlose, als sich der Busfahrer an einer blockierten Stelle nicht zu einer Alternativroute überreden lassen will und die bunte Gruppe kurzerhand dort aussetzt. Mühsam nötigt Richard seine Untergebenen, die Lounge zu Fuß zu suchen. Die Hütte, die sie wenig später finden, bildet die nächste unliebsame Überraschung: Der Mief, der den Bürohengsten und -stuten dort entgegenweht, trägt Unbehagen in sich.
Aber ist dies überhaupt das richtige Haus? Und warum liegen im Generatorraum alte Akten des Konzerns mit Persönlichkeitsprofilen von Soldaten? Als sich das Team zum Rückzug entschließt, ist es bereits zu spät. Die Bärenfallen sind gespannt, der Wald vermint, das Jagdhorn schon geblasen.
So begrüßenswert die anhaltende Horrorschwemme für den Genrefan auch sein mag, wird natürlich nur ein gewisser Prozentsatz der Kandidaten den Erwartungen gerecht. Für atmosphärische Perlen wie The Descent muss man sehr dankbar sein, auch solide, konsequent derbe Kost wie The Hills Have Eyes weiß zufrieden zu stellen. Mittelprächtige Klischeebomben wie Hostel kommen hingegen kaum drastisch genug daher um ernsthaft mitzureißen. Der Rest wärmt größtenteils bekannte Zutaten zu einem faden Süppchen auf, und auch wenn manche anders empfinden mögen: Ich persönlich habe genug von debilen Teenagern und College-Studenten, die in der Pampa und in abgelegenen Häusern von Hinterwäldlern massakriert werden.
Auch Severance erfindet das Genre nicht neu. Das Team aus Mittelklasse-Angestellten stellt eine kleine Abwechslung dar, ist aber viel zu archetypisch konstruiert, um den Film diesbezüglich übers Mittelmaß hinauszuheben. Auch der Plot, wenn man von einem solchen überhaupt sprechen mag, hat wenig Innovatives aufzuweisen. Eine Hütte im Wald, ein paar psychotische Killer und viel panisches Gerenne durch die umliegenden Wälder. Die als Erklärung hastig abgehandelte Hintergrundgeschichte ist schlichtweg lachhaft.
Wo also kann Severance punkten? Ganz einfach: Beim Humor. Die mal lässige, häufiger überdrehte Ansammlung von Kalauern, Situationskomik und derben Sterbeszenen verleiht der handwerklich soliden Produktion eine angenehm groteske Note. Wer von abgetrennten Gliedmaßen und schweigsamen Sadisten allein nicht mehr mitgerissen wird, findet hier eine geradezu heitere Variation bekannter Versatzstücke, die sogar ein ums andere Mal zu überraschen weiß. Vorzugsweise für Dvd-Abende mit mehreren Teilnehmern geeignet, kann Severance deshalb spaßbereiten Splatterfans und Freunden derber Komik guten Gewissens empfohlen werden. Denn wenn die Bärenfalle zum fünften Mal dasselbe Bein erwischt, kann man entweder genervt das Kino verlassen oder einfach herzhaft zu lachen beginnen.
Eine Mischung aus Wrong Turn, Hostel und zahllosen anderen Streifen, nur deutlich sympathischer und trotz hoher Kalauer-Quote nicht so verspielt und brav wie der ebenso liebenswerte Shaun of the Dead.
Tom “Skar” Maurer