Originaltitel: The Proposal
USA, 2009
Kinostart: 30.07.2009

und Selbst-los der Bräutigam

Wenn ein Mann eine Frau zwingt, ihn zu heiraten, damit er eine Aufenthaltsgenehmigung bekommt, ist das ein Drama. Wenn eine Frau einen Mann zwingt, sie zu heiraten, damit sie eine Aufenthaltsgenehmigung bekommt, ist es eine romantische Komödie.

Ryan Reynolds spielt den Glückspilz Andrew, dem seine kanadische Chefin Margaret (Sandra Bullock) ein Ultimatum stellt: entweder, er willigt ein, sie zu heiraten, oder er fliegt raus.
Da ihre Abschiebung nach Kanada kurz bevorsteht, drängt sie sich noch gleich zur Geburtstagsfeier seiner Oma (Betty White) auf, um vor seiner ganzen Familie die Verlobung und schnellstmögliche Heirat zu verkünden.
Und dabei können die beiden einander doch gar nicht leiden…

Choreographin und Schauspielerin Anne Fletcher schaffte 2006 mit ihrem Regiedebut Step Up einen verdienten Überraschungserfolg, ein Bonus, den sie zwei Jahre später mit dem unsäglichen 27 Dresses wieder aufwog. Da der jedoch mehr Geld einspielte, legte sie eine weitere High-Concept-Komödie zum Thema Hochzeiten nach - das Ergebnis ist entsprechend.
Selbst ist die Braut zeigt zwei nette Schauspieler, die kaum gemeinsame Chemie aufbauen, für sich genommen aber überwiegend gefallen. Ryan Reynolds spielt den trockenen Zyniker sowieso im Schlaf, und Bullock kann in der ersten Hälfte genüsslich die Zicke geben. Als Gefühle ins Spiel kommen, verlässt es sie jedoch, da ihre Plastikvollausstattung, die ihr die Augen einer frisch ausgeschlafenen 12-jährigen sowie einen kreisrunden Botoxfleck auf der Stirn verleiht, kaum Mimik zulässt.
Die Geschichte erzählt Fletcher mit der Subtilität eines Nebelhorns. Überraschende Wendungen erwartet man in diesem Genre ja schon gar nicht mehr, wie auch Charaktere, die über Stereotype hinausgehen oder glaubhafte Entwicklungen durchmachen. Was man in einer romantischen Komödie allerdings selten in solch plumper Form zu sehen bekommt, ist der Zwang, alle zehn Minuten eine Actionsequenz einzustreuen. Ein Raubvogel macht Jagd auf einen Hund, Margaret setzt sich auf ein Fahrrad und fährt einen Abhang im Wald hinunter, sie und Andrew fahren Boot, damit sie ins Wasser fallen kann… Nichts davon ergibt sich aus der Geschichte oder erfüllt irgendeinen anderen Zweck als die Langeweile aufzubrechen und Margaret zu demütigen.
Die Faulheit von Drehbuch und Regie - keine Szene, in der die Musik nicht die Stimmung diktiert - gipfelt in einem dritten Akt, der die kleinen und großen Konflikte mittels unerklärlicher Entscheidungen mehrerer Figuren auflöst, die nicht nur unglaubwürdig sind, sondern geradezu unverschämt.

Man muss wirklich nicht alles kucken.

Felix Flex” Dencker