USA, 2006
Kinostart: 01.02.2007
Der will nur spielen
Der Lieblingsphilantrop der Horrorgemeinde ist wieder da. Wie gehabt hilft “Jigsaw” Menschen, die innerlich sowieso bereits tot sind und somit nichts mehr zu verlieren haben, ihre Existenz wieder schätzen zu lernen - wenn auch meist nur sehr kurz.
Mit dabei ist die bereits bekannte Amanda, die eines seiner früheren Spielchen überlebte und sich nun anschickt, seine Nachfolgerin zu werden. Leider geht die Gute ein wenig übereifrig ans Werk.
Na sieh mal einer an. Nachdem Saw von Genrefans trotz seiner eindeutigen Abstammung von David Finchers Sieben als kleine Revolution gefeiert wurde und die Fortsetzung bereits ankündigte, dass die Idee mit den Fallen sehr bald ausgelatscht sein würde, entschloss man sich bei Teil 3, etwas Sinn in das makabere Treiben zu bringen.
Es drängt sich der Gedanke auf, Saw 3 solle Ordnung in das moralische Durcheinander bringen, das die ersten beiden Teile angerichtet haben. Wenn man alleine auf MovieGod.de die “Jigsaw 4ever”-Kommentare liest, wird schnell deutlich, dass dies auch keine Sekunde zu früh kommt. Dass die Nachricht bei den Adressaten ankommt, darf heftigst bezweifelt werden, doch der Versuch ist löblich.
Saw 3 macht allerdings auch das Dilemma deutlich, das alle Filmreihen plagt, die allein von einem einzigen Gimmick leben: Immer weitere Aneinanderreihungen von Todesszenen hätten weitere Teile ganz schnell in die hinteren Regale der Videotheken verbannt - neben Gesichter des Todes und dem ganzen anderen grenzdebilen Kram, der seine Halbwertszeit lange vor der Produktion des finalen Teils überschritten hatte.
Doch die offensichtlichen Anstrengungen, dem Ganzen ein plottechnisches Fundament zu geben, um eben diesem Schicksal zu entgehen, ziehen den Film spürbar in die Länge. Die Frage, die der Psychopat seinem Hauptopfer stellt (“Kannst Du vergeben?”) ist eine spannende, doch nehmen die ausufernden Erklärungen der Beantwortung immer wieder die Luft aus den Segeln, so dass der Film gerade zum Ende all seine Energie in eine letzte Wendung investiert, die durch die bereits erfolgte Ankündigung von Saw 4 schon jetzt all ihre Kraft eingebüßt hat. Zudem ist auch die Figur der Amanda zu wahllos psychotisch geraten, um echte Spannung zu erzeugen.
Das Drehbuch von Leigh Wannell und James Wan erlaubt sich immer wieder Patzer, die den Zeitdruck deutlich machen, unter dem die Filme inzwischen in die Kinos gebracht werden. Nicht nur ufern die Flashbacks derart aus, dass zum Teil Szenen wiederholt werden, die gerade einmal drei Minuten vergangen sind, Wannell und Wan hielten ihre Dialoge offensichtlich für sehr viel erfrischender und cleverer, als sie wirklich sind.
Die Regie von Darren Lynn Bousman hat sich im Vergleich zu Teil 2 kaum gebessert - auch dieser Film wirkt teilweise wie ein überlanges Nine-Inch-Nails-Video mit schlechterer Musik. Rückblickend erscheint Saw, bei dem Wan das Zepter in der Hand hielt, geradezu meditativ.
Saw 3 wird die eingeschworenen Fans der Reihe sicherlich befriedigen, denn die Fallen sind krank und einfallsreich, außerdem ist Tobin Bells Jigsaw immer noch eine der interessanteren Genrefiguren der jüngsten Zeit.
Die Frage ist nur, wie lange das allein noch abendfüllend bleibt.
Felix “Flex” Dencker