Australien, 2007

Als sich Pete McKell (Michael Vartan), ein zynischer amerikanischer Reisereporter, einer buntgemischten Touristengruppe auf einer Bootsfahrt durch die Gewässer des Kakadu Nationalparks im nördlichen Territorium Australiens anschließt, ist er auf gepflegte Langeweile in brütender Hitze mit jeder Menge Insekten eingestellt. Damit soll er zunächst auch recht behalten, denn bis auf ein kurzes Intermezzo mit einem um Aufmerksamkeit buhlenden Hinterwäldler (Sam Worthington), verläuft die Reise ohne Zwischenfälle. Erst als sich die Bootsführerin Kate (Radha Mitchell) dazu entschließt, einem Hilfesignal nachzugehen und dazu in unerschlossens Gebiet vordringt, überschlagen sich die Ereignisse. Ein riesiges Krokodil greift den kleinen Ausflugskahn an und zwingt Kate, auf einer winzigen Insel notzulanden. Nun sitzen die verstörten Urlauber auf dem von der Flut bedrohten Eiland fest. Um Hilfe zu holen, müssen sie unbedingt ans gegenüberliegende Ufer gelangen, doch in den Fluten lauert der Tod.

Für Horrorfreunde ist Regisseur und Drehbuchautor Greg McLean kein unbeschriebenes Blatt. Sein Spielfilmdebüt Wolf Creek wurde von vielen Fans und Kritikern wohlwollend aufgenommen, wobei insbesondere sein Hang zu ausgeprägter Charakterzeichnung eine angenehme Abwechslung zu sonstigen Genrevertreten darstellte. In Rogue arbeitet der Australier mit ähnlichen Methoden und führt die handelnden Personen in einer halbstündigen Exposition mit atemberaubenden Aufnahmen des Northern Territory ordentlich ein. Die Natürlichkeit der unverbrauchten Darsteller in Wolf Creek mag sich hierbei zwar nicht einstellen, doch auch die erfahreneren Akteure bemühen sich um einen unverfälschte Ausstrahlung. Besonders gut gelingt dies der talentierten Radha Mitchell (Silent Hill) oder auch dem kommenden Superstar Sam Worthington (u.a. Avatar, Terminator 4). Der limitiertere Michael Vartan wirkt dagegen ein wenig blass, erfüllt seine von vornherein feststehende Heldenrolle aber trotzdem anständig.

Nach der gelungenen Einführung begeht McLean nicht den Fehler, das Riesenkrokodil sofort in all seiner CGI-Pracht zu zeigen und verzichtet, etwas überraschend, auch weitgehend auf blutige Szenen. Dafür nutzt er die Mixtur aus der Enge auf der kleinen Insel, der Panik der Festsitzenden, der einbrechenden Dunkelheit und der Gefahr von außen, um eine spürbar dichte Atmosphäre zu schaffen, die das Gefühl ständiger Bedrohung hervorragend an das Publikum weitergibt. Dass die Protagonisten nicht immer allzu helle agieren, ist dabei recht leicht zu verschmerzen.
Am Finale werden sich wohl die Geister scheiden: Den einen dürften die sich dann doch noch einstellende Härte und die direkte Konfrontation mit dem Monstervieh gefallen, die anderen werden die dadurch verlorengegangene Stimmung vermissen.

Fazit: Nach der Supergurke Die Fährte des Grauens eine echte Wohltat. Gekonnt aufgebauter, stimmungsvoller Tierhorror mit wundervollen Naturaufnahmen.

Michael Eminence” Reisner