Kinostart: 08.02.2007

Rocky Balboa (Sylvester Stallone), allseits beliebter Ex-Schwergewichtschampion, ist in die Jahre gekommen. Der Tod seiner großen Liebe Adrian (Talia Shire) macht ihm nach wie vor zu schaffen, sein Leben wird vom Blick in die glorreiche Vergangenheit bestimmt. Rocky Jr. (Milo Ventimiglia), der dem übergroßen Schatten des Vaters seit seiner Geburt ausgesetzt ist, pflegt der Unabhängigkeit wegen ein distanziertes Verhältnis zu seinem Erzeuger. Als Rocky der niedlichen Barfrau Marie (Geraldine Hughes) und deren Sohn Steps (James Francis Kelly Iii) begegnet, erlebt er seinen zweiten Frühling und beschließt, ein auf lokale Kämpfe beschränktes Comeback zu starten. Derweil befindet sich der aktuelle Schwergewichtschampion Mason Dixon (Antonio Tarver) in einem Popularitätstief. Seine Dominanz im Ring bringt ihm den Ruf ein, nur gegen Fallobst anzutreten und nicht das Herz eines Rocky Balboa zu haben. Nachdem Dixons Management von den Plänen des Italian Stallion erfährt, wird schnurstracks ein Schaukampf organisiert, der die Reputation des Weltmeisters wieder herstellen soll.
Das Training beginnt…

In den achtziger und frühen neunziger Jahren war Sylvester Stallone gemeinsam mit Arnold Schwarzenegger der Vorzeigeactionheld Hollywoods. Berühmt wurde er vor allem mit seinen Rollen als Söldner-Kampfmaschine Rambo und eben als nicht kleinzukriegender Boxer Rocky Balboa. Da der letzte Kassenerfolg des mittlerweile Sechzigjährigen nun schon eine halbe Ewigkeit zurückliegt, tut er es Sharon Stone - die mit Basic Instinct 2 eine veritable Bauchlandung hinlegte - nach und reanimiert beide Filmcharaktere. Und allen Unkenrufen zum Trotz, ist ihm dies mit dem mitterweile sechsten Rocky-Teil durchaus ansprechend gelungen.
Als Regisseur und Drehbuchautor legt er mit Rocky Balboa eine Nostalgie-betonte Mixtur aus den bisherigen Produktionen vor, die sich jedoch vor allem an den Stärken des ersten Teils orientiert. Die comichafte Attitüde des dritten und vierten Teils wird dankenswerterweise fast gänzlich außen vor gelassen. Von der bodenständigen Darstellung der Hauptfigur, die auch endlich wieder die altbekannte Mischung aus Naivität und Humor, sowie natürlich das sprichwörtliche Kämpferherz zur Schau trägt, bis hin zu einem Gegner, der keineswegs als Superbösewicht der Marke Ivan Drago oder Clubber Lang hochstilisiert wird: Back to the Roots” lautet die Devise.
So unterhält der Streifen über weite Strecken als neuester, in Nuancen durchaus auch selbstironischer Beitrag zum allseits beschworenen Du kannst alles schaffen, wenn du es nur willst”-Motiv.

Natürlich kommt auch Rocky Balboa nicht ohne Fehler aus. Die ansonsten solide Inszenierung spart vor allem zu Beginn nicht mit all zu pathetischen Rückblicken, die zudem mit schauderhaftem R&B-Geschnulze unterlegt sind. Außerdem hätte der unvermeidliche Schlusskampf mit besserem Schnitt wesentlich dynamischer wirken können. Und auch als Drehbuchautor muss sich Herr Stallone die eine oder andere Beanstandung gefallen lassen. Der potentiell durchaus konfliktträchtige Subplot rund um Steps und Rocky Jr. wird, nach respektablem Aufbau völlig überstürzt und ohne jedwede Klimax aufgelöst. Auch die Beziehung zwischen den Eltern beginnt vielversprechend, um letztendlich in einem unausgesprochenem Nichts zu versanden. Darüber hinaus zieht sich das zweite Drittel viel zu sehr in die Länge, während Trainings- und Kampfpassagen ruhig ein wenig mehr Zeit vertragen hätten.

Als Schauspieler schlägt sich Stallone passabel, gleiches gilt für Geraldine Hughes. Ausgesprochen farblos wirken hingegen Antonio Tarver, James Francis Kelly und Milo Ventimiglia. Der nicht unterzukriegende Burt Young mimt Rockys Schwager Paulie mit bewährter Grantigkeit, Tony Burton wird als Trainer Duke mit einem Kurzauftritt abgespeist.

Fazit: Rocky Balboa nimmt sich das 1976er Original zum Vorbild und präsentiert sich als waschechtes Boxerdrama ohne übertriebenes Supermanngehabe. Kein filmischer Meilenstein, aber ganz bestimmt ein Leckerbissen für Fans.

Michael Eminence” Reisner