USA, 2012
Kinostart: 14.06.2012
Nothin’ But A Good Time
Die 80er. Als Männer noch Männer waren, Rockmusik noch rockte und der amerikanische Traum noch keinen zynischen Beigeschmack hatte.
Die Musical-Verfilmung Rock of Ages erzählt die Geschichte des Landeis Sherrie, das nach Los Angeles zieht, um ein Star zu werden. Dort trifft sie die angehende Sängerin Drew, und die beiden verlieben sich ineinander. Alles scheint perfekt, doch dann erhält Drew die Chance auf eine große Karriere.
Die Beziehung der beiden bildet offiziell den Hauptplot des Films und gebiert zahlreiche Gesangseinlagen, bleibt letztlich jedoch konsequenslos. In Wahrheit steht natürlich Tom Cruise im Mittelpunkt des Films, in der Rolle des Rockstars Stacee Jaxx. Mit kaum verhohlenem Augenzwinkern spielt Cruise das alternde Idol, das seine besten Tage hinter sich hat, aber immer noch eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf alle um ihn herum ausübt. Während Sherrie und Drew mit sich selbst beschäftigt sind, verbindet Jaxx die Geschichten der gehaltvolleren Figuren, wie die des Club-Managers Alec Baldwin und seines Kompagnons Russell Brand, oder auch Jaxx’ Manager Paul Giamatti.
Die im Vorfeld oft zu hörende Frage, ob Cruise’ Stimme die Power-Balladen tragen kann, die dem Film seine Seele verleihen, ist schnell beantwortet, als er Guns’n’Roses’ Paradise City schmettert. Auch einige andere Darsteller, nicht zuletzt Malin Akerman, überraschen positiv; lediglich Sherrie-Darstellerin Julianne Hough nervt mit der Stimme eines kleinen Mädchens, das gerade eine Angina auskuriert.
Dass der anfangs unfreiwillige Humor des Films ins Freiwillige umschwingt, ist größtenteils der Verdienst von Alec Baldwin und Russell Brand, deren Zusammenspiel den Wunsch aufkommen lässt, der Film hätte sich mehr auf sie konzentriert als auf das Junggemüse.
Musical-Fans mögen widersprechen, doch für Uninitiierte, wie den Autor dieser Zeilen, braucht Rock of Ages eine Weile, um zu begeistern. Doch je weiter Tom Cruise als Stacee Jax in den Fokus gerät, desto mitreißender wird es. Und ob man mit Musicals etwas anfangen kann oder nicht: einen besseren Soundtrack wird in diesem Jahr kein Film aufbieten.
Felix “Flex” Dencker