Eines hat der Hollywood-Film mit der amerikanischen Küche gemeinsam: Aus ganz vielfältigen internationalen Einflüssen wird effektvoll ein typisch amerikanisches Erzeugnis geschaffen. Als Grundlage für Rezept zum Verlieben dient eine romantische Komödie aus deutschen Landen: Bella Martha von Sandra Nettelbeck. Aufgrund des überraschenden Erfolgs des Originals wird die Geschichte um eine perfektionistische Köchin nun mit der Starpower von Catherine Zeta-Jones “supersized” und einem größeren Publikum serviert.
Die Handlung wird in die Gastro-Metropole New York verlegt. Hier arbeitet Zeta-Jones als Meisterköchin Kate im noblen Restaurant Bleecker 22. Sie lebt nur für den Job und hat die Küche hundertprozentig im Griff. Das ändert sich schlagartig, als ihre neunjährigeNichte Abilgail Breslin bei ihr einzieht und die Restaurantchefin einen zweiten Koch anheuert. Jetzt muss Kate zusätzlich zu ihrem Full-Time-Job die Kleine versorgen, und andererseits mit diesem unverschämt freundlichen Eindringling in ihrer Küche fertig werden.
Abigail Breslin, in Little Miss Sunshine (habs in kommas gesetzt, das ist ja kein einschub in dem sinne sondern gehört voll zum satz) sehr munter, überzeugt auch als schüchterne Nichte Zoe voll und ganz. Die Besetzung Aaron Eckharts als lebenslustigem Co-Koch ist die deutlichste Abweichung von der Vorlage. Vermittelte dort der Italiener Mario (Sergio Castellito) zwischen Köchin und Nichte, so ist hier die Gewichtung umgekehrt: Die kleine Zoe kuppelt zwischen Kate und Nick, deren Romanze stärker in das Zentrum des Geschehens rückt. Sunnyboy Aaron Eckhart fehlt jede Spur der Melancholie eines Sergio Castellito, aber er spielt seinen Part sympathisch und hat die Lacher auf seiner Seite. Der stets gut gelaunte Nick stammt aus Pittsburgh. Italienisch sind an ihm höchstens seine Rezepte - und die Opernarien, die er zum Leidwesen der verstockten Kate in ihrem Reich intoniert.
Die typisch deutsche Sehnsucht nach einer italienischen Reise wird im Us-Remake kurzerhand in die Hymne vom amerikanischen Traum verwandelt. Kate glaubt, diesen in ihrem Job als Meisterköchin verwirklicht zu haben. Doch natürlich lauert als ständige Bedrohung der Druck des Wettbewerbs. Die wundervolle Patricia Clarkson heizt in Person der umtriebigen Chefin des Bleekers 22 den Konkurrenzkampf an. Kein Wunder also, dass die Rivalität der Meisterköche der Liebe zunächst im Weg steht.
Regisseur Scott Hicks trägt für die amerikanische Variante von Bella Martha etwas dicker auf: hier eine erklärende Nahaufnahme mehr, dort eine gefühlsschwangere Zeitlupe oben drauf, da eine humorige Szene dazu. Das ist nicht subtil, aber durchaus unterhaltsam.
Hicks’ beschwingte Rezeptur harmoniert jedoch leider nicht ganz mit der zunächst etwas schweren Rahmenhandlung. Schade auch, dass die spätere Romantik nicht wesentlich über die einer bekannten Pizzareklame hinauskommt. Nach den vielfältigen Küchenszenen zwischen Spargelsuppe, Wolfsbarsch oder Wachteln in Trüffelsauce hätte die innigste Begegnung zwischen Kate und Nick nicht wie ein Wettbewerb im Austernschlürfen inszeniert werden müssen. Ansonsten bietet Hicks aber durchaus was fürs Auge. An den Szenen in der Restaurantküche werden vor allem Kochfreunde ihren Spaß haben. Hier kommunizieren die Hauptfiguren vor allem über die Art und Weise, wie frittiert, geschnitten und gebraten wird. So gilt für Rezept zum Verlieben das gleiche wie für die gehobene Küche: Man wird nicht unbedingt satt, aber auf dem Teller sieht es hübsch aus.
Heiko Titz