Österreich, 2008
Kinostart: 12.02.2009

Griechisch-österreichisch

Das Rotlichtviertel von Wien: Ex-Knasti Alex (Johannes Krisch) arbeitet als Handlanger für den Puffbesitzer Konecny (Hanno Pöschl), zu dessen Mädchen auch die hübsche Ukrainerin Tamara (Irina Potapenko) gehört. Alex führt eine heimliche Liebesbeziehung mit der Prostituierten. Gemeinsam wollen sie dem festgefahrenen Umfeld entfliehen, ihre Schulden begleichen, ein neues Leben beginnen. Für ihn ist klar: Ein Banküberfall ist die einzige Lösung, Tamara lässt sich nur widerwillig von dem Plan überzeugen. Der Überfall geht auch prompt schief, als der Dorfpolizist Robert (Andreas Lust) die beiden stellt, auf den Fluchtwagen schießt und Tamara dabei tödlich trifft.
Alex zieht sich daraufhin in das Bauernhaus seines Großvaters (Hannes Thanheiser) zurück und beginnt, von Schuld und Rache getrieben, den Polizisten und dessen Frau Susanne (Ursula Strauss) zu beobachten. Tamaras Tod verändert das Leben der drei nachhaltig.

Und zwar auf eine Art und Weise, die das Publikum größtenteils unerwartet treffen wird. Zum einen weil sich Regisseur Götz Spielmann kategorisch jeglicher Effekthascherei entzieht, zum anderen weil die Katharsis gleichermaßen unspektakulär wie schlau daherkommt. Im ersten Moment könnte selbige vielleicht sogar enttäuschen, weil sie mit gängigen Sehgewohnheiten bricht. Bei genauerem Überlegen beschließt sie die Geschichte aber ebenso präzise, wie sie Spielmann mit seiner exakten Inszenierung bis dorthin vorbereitet hat. Was sich hier etwas trocken anhören mag, ist aber filmischer Purismus in seiner reinsten und schönsten Form. Etwas, das man von einem Michael Haneke in Bestform kennt, jedoch ohne dessen obligatorische Schockmomente, und darüber hinaus von einem schwer fassbaren Schleier elegischer Realität umgeben. Begleitet von den stimmigen Bildern von Kamera-Wunderkind Martin Gschlacht (u.a. Hotel, Immer nie am Meer) beginnt Revanche als doppelte Milieustudie, zeigt den nächtlichen Wiener Ring in all seiner entzauberten Kälte sowie den Gegenentwurf scheinbarer ländlicher Idylle und bedient sich dem Spannungsaufbau eines Thrillers, nur um danach in eine Tragödie griechischen Ausmaßes zu münden. Die Schuldfrage und die damit einhergehenden, übermächtigen Gefühle wie Liebe, Hass und Rachsucht, sind es, die das Denken und Handeln der Protagonisten bestimmen.
Formidabel gespielt, vor allem von Burgschauspieler Johannes Kirsch, atmosphärisch dicht, durchgehend spannend und ebenso allgemeingültig wie ur-österreichisch, schuf Spielmann eine Perle des deutschsprachigen Kinos und den bisherigen Höhepunkt seiner Karriere.

Michael Eminence” Reisner