USA, 2008
Kinostart: 18.09.2008
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Jiu-Jitsu-Lehrer Mike Terry (Chiwetel Ejiofor) lebt nach den selben strengen Regeln, nach denen er seine Schüler trainiert. Mit dem schnöden Mammon hat er nichts am Hut, was seine Frau Sondra (Alice Braga) wenig begeistert. Finanziell wird es langsam eng, und als durch einen Unfall weitere Unkosten auf sie zukommen, versucht Sondras Bruder (Rodrigo Santoro), Terry zu einem Wettkampf zu überreden. Als er einem betrunkenen Filmstar (Tim Allen) den Hals rettet, scheint die Wende gekommen, doch Terry muss erkennen, dass er sowohl in der Film- als auch in der Sportwelt mit seinem Ehrenkodex alleine dasteht.
David Mamets Redbelt wird als Kampfsportdrama beworben, doch das zielt am Kern der Sache vorbei. Redbelt ist ein introvertiertes Charakterdrama über einen Mann, der ab und zu in Prügeleien gerät und sich zu verteidigen weiß. Und genau darin liegen Stärke und Schwäche des Films begründet.
Vor allem Hauptdarsteller Ejiofor überzeugt einmal mehr mit einer kraftvollen Ruhe, die seine Figur überraschend oft davor bewahrt, ins Klischee abzurutschen. Tim Allen, dessen Filmkarriere sich in den letzten Jahren ungleich durchwachsener gestaltete, überrascht mit seiner in sich gekehrten Darstellung, die alles überragt, was er jüngst zeigen konnte.
Der Rest des Ensembles nervt jedoch mit der manierierten, überbetonten Sprechweise, die Mamet seinen Darstellern so gerne auferlegt. Alice Braga hat sichtlich damit zu kämpfen, ihre Rolle, ihren Akzent und die verkrampfte Artikulation unter einen Hut zu bringen. Ganz schlimm trifft es Cathy Cahlin Ryan, die die erboste Frau eines toten Polizisten spielt. In der kurzen Szene, in der sie Terry die Leviten liest, wirkt sie durch ihren seltsamen Monolog nicht nur grotesk egoistisch, sondern rutscht durch die verkorkste Sprechweise ins unfreiwillig Satirische ab. Ähnliches gilt für Rodrigo Santoro, der mehr als sonst - ausgenommen sein Xerxes in 300 - durch Overacting glänzt.
Ungeschoren davon kommen Mamets Stammdarsteller Ricky Jay, Rebecca Pidgeon und Joe Mantegna, die mit seinem Stil inzwischen umgehen können.
Auf der Habenseite gibt ein offensichtliches Gespür für die Kampfsportszene, die im letzten Drittel portraitiert wird. Mamet, der selbst fünf Jahre lang Jiu-Jitsu lernte, bringt die Mentalitäten sowohl der Kämpfer als auch der Strippenzieher hinter den Kulissen gut auf die Leinwand. Dazu kommt ein sichtliches Bemühen, den Klischees der Kampfsport-Thematik aus dem Weg zu gehen, auch das ist Mamet anzurechnen.
Leider steuert der Film mit seinen verworrenen Handlungsfäden auf ein Finale zu, dass eben jenen Genre-Klischees doch noch zum Opfer fällt. Da ist es vielleicht gar nicht so schlimm, dass der Film endet, als es gerade spannend wird. Vermutlich betrachtete Mamet die Geschichte, die sich im Kern nur um charakterliche Festigkeit unter widrigen Umständen dreht, an diesem Punkt schlichtweg als zu Ende erzählt. Für den Zuschauer, der sich auch ein Ende der oberflächlichen Handlung wünscht, endet der Film dadurch jedoch mit einer Enttäuschung.
Unterm Strich bietet Redbelt eine bedingt originelle, verworren und überwiegend langatmig erzählte Geschichte um Ehre und Aufrichtigkeit, die mit einem guten Hauptdarsteller glänzt, darüber hinaus aber wenig Gründe bietet, sich für 99 Minuten in einem Kinosessel niederzulassen.
Felix “Flex” Dencker