USA, 2011
Kinostart: 03.11.2011

Mein Daddy schlägt sie alle

Charlie Kenton (Hugh Jackman) hat seine beste Zeit wohl hinter sich. In einer nahen Zukunft, in der Boxkämpfe von tonnenschweren Robotern ausgetragen werden, versucht der ehemalige Profikämpfer sein Glück als Promoter, doch seine Blechkameraden verlassen den Ring wieder und wieder in Einzelteilen.
Zu Beginn des Films watet er wieder einmal knietief in Wettschulden, und seine Mechanikerin (Evangeline Lilly, die nicht wirkt, als wisse sie, wie man eine Motorhaube aufkriegt) schickt sich an, ihn sitzen zu lassen. Zu allem Überfluss erfährt er, dass er einen 11-jährigen Sohn hat, auf den er nun aufpassen muss. Als Sohnemann (Dakota Goyo) in eine Schrottgrube fällt, zieht er einen Trainingsroboter heraus, der die Wende bringt.

Regisseur Shawn Levy ist ein mutiger Mann. Kein Klischee macht ihm Angst, kein Archetyp, vor dem er weglaufen würde, kein Eimer an Kitsch, den er nicht mit der Kühnheit eines einbeinigen Seiltänzers über sein Publikum ergießen würde. Der Underdog, der den vermeintlichen Höhepunkten seines Lebens hinterhertrauert, der entfremdete Sohn, der sein hartes Herz zum Schmelzen bringt, der reiche und rücksichtslose Rivale… Nichts wird ausgespart.
Doch diese Mechanismen sind aus einem bestimmten Grund zu Klischees geworden: Sie funktionieren. Es ist seit jeher ein Vorrecht des Sportfilms, dem Publikum wieder und wieder dieselbe Aufsteigergeschichte zu servieren, und wenn das Publikum den mickrigen Trainingsroboter für jeden geglückten Schlag bejubelt, kommt man nicht umher, sich mitzufreuen.

Wo Jackman zum Mitfiebern einläd, da läd sein Sohn wieder aus.
Kinder und Jugendliche sind immer eine heikle Angelegenheit, wenn sie Filme bevölkern, die erwachsene Geschichten erzählen sollen. Der quirlige Max, der die Ritalinpausen seiner Kindheit nutzte, um sich ein enzyklopädisches Wissen über Roboter anzulesen und seinen Vater über elementarste Strategien belehren muss, zehrt an den Nerven des Publikums, lange bevor er mit dem Roboter den Robot tanzt.

Die menschliche Seite des Films geht überwiegend baden, die sportliche allerdings nicht. Die Kämpfe wirken wuchtig, und Regisseur Levy verzichtet dankenswerterweise auf Stakkatoschnitt und - überwiegend - Wackelkamera. Bei den Robotern selbst wäre etwas mehr Mut zur Kreativität wünschenswert gewesen - hier schafft die bereits angekündigte Fortsetzung sicherlich Abhilfe - doch ein paar gute Ideen sind dabei.

Mit einem Boxer, der seine Kämpfe nicht selbst austrägt, und dessen Sohn, den die Drehbuchautoren als Schweizer Taschenmesser unter den Plotvehikeln konzipierten, versagt Real Steel als Drama nach Leibeskräften. Gut genug, um in einer uninteressanten Kinowoche als interessantester Film an den Start zu gehen, ist er nichtsdestotrotz.
Wer es schafft, sich auf Jackman und die Roboter zu konzentrieren, bekommt einen schick anzusehenden Hochglanz-Sportfilm, der alle Erwartungen erfüllt, die man an dieses Genre stellen darf.

Felix Flex” Dencker