Originaltitel: Rachel Getting Married
USA, 2008
Kinostart: 02.04.2009
Ein Film, der hält, was sein Titel verspricht
Nach Jahren der Entfremdung und diversen Aufhalten in der Reha-Klinik kehrt Kym nach Hause zurück, um der Hochzeit ihrer Schwester Rachel beizuwohnen. Die Familie versucht ihr Bestes, um im Laufe des Wochenendes wieder zueinander zu finden, doch Kyms Selbstsucht, sowie bittere Erinnerungen an den Tod von Kyms und Rachels kleinem Bruder drohen, die Familienidylle zu zerstören.
Wie schön, ein zweistündiges Hochzeitsvideo.
Wo Sábado - Das Hochzeitstape eine spritzige Stunde mit Witz und Tempo füllte, zeigt Regisseur Jonathan Demme 114 Minuten lang verbissenes Lächeln, Streit und generisches Hochzeitstrara.
Das große Zugpferd ist die realistische Auslegung der Figuren, die allesamt überzeugend gespielt werden. Anne Hathaways Oscarnominierung ist nicht zu hoch gegriffen, denn sie spielt mit Kym eine für sie ungewöhnliche Rolle konsequent und unnachgiebig. Ihr gegenüber steht Rosemarie DeWitt als Rachel, die wenig mehr zu tun hat als auf die anstrengende Rachel zu reagieren, doch das gelingt ihr fraglos. Das Drehbuch von Jenny Lumet bietet gefühlte Authentizität bis in die Nebenrollen.
Ironischerweise ist es der Realismus, der den Film so uninteressant macht. Demme, der die letzten Jahre mit dem Drehen von Dokumentarfilmen verbracht hat, filmte auch Rachels Hochzeit mit Handkameras, offensichtlich mit der Zielsetzung, den Zuschauer direkt ins Geschehen zu versetzen. Nur leider handelt es sich bei diesem Geschehen um Feierlichkeiten einer Familie, mit der man nichts zu tun hat. Wer will sich endlose Trinksprüche von Leuten anhören, die er nicht kennt? Oder ihnen eine halbe Ewigkeit beim Tanzen zusehen, während offenbar für jedes Lied eine andere Band herangekarrt wird? Selbst die Szenen, in denen die Familie ihre Vergangenheit aufarbeitet, bestehen größtenteils aus weinerlichen Schuldzuweisungen und sägen mit der Zeit zunehmend an den Nerven.
Mit seinem neuen Film setzt Jonathan Demme eine neurotische, egomanische Figur in eine dröge Geschichte ohne klaren Fokus.
Wer zwei Stunden an langweiliger Realität vor Augen geführt bekommen will, nun, der kann auch einfach mal wieder vor die Tür gehen.
Felix “Flex” Dencker