USA, 2009
Kinostart: 06.08.2009

Warmth

Wenige Regisseure sind so für technischen Perfektionismus bekannt wie Michael Mann. Nicht nur seine Actionszenen konstruiert er minutiös, er modifiziert auch die Digitalkameras, mit denen sich viele Regisseure nur langsam anfreunden, bis die entstehenden Bilder exakt seinen Vorstellungen entsprechen.
Public Enemies, der von der legendären Jagd des Fbi-Agenten Melvin Purvis auf den Bankräuber John Dillinger erzählt, wurde von Mann und Kameramann Dante Spinotti in harten Handkamerabildern eingefangen. In einigen Szenen, darunter der nächtliche Beschuss auf ein Versteck von Dillingers Bande, bringt die Digitaltechnik eine spannende Unmittelbarkeit. Immer wieder reißt die Bildqualität jedoch ins Krude ab. Vielleicht soll das vereinzelte Übersteuern heller Flächen den nostalgischen Eindruck verstärken, es gibt dem Film jedoch ein seltsam unvollendetes Aussehen.
Natürlich ist die Digitaltechnik nicht das eigentliche Problem, doch sie funktioniert als Metapher für einen Film, dessen überraschende Langeweile von sporadischen, tollen Momenten durchzogen wird, die ein inspirierteres Drumherum verdient hätten. Es scheint, als habe die löbliche Weigerung, Dillinger und seine Taten zu mystifizieren, jedwede Abenteuerlust der Filmemacher ausgebremst.
Das große Schauspielduell zwischen Johnny Depp als Dillinger und Christian Bale als Agent Purvis fährt leider ebenfalls mit angezogener Handbremse, denn die beiden spielen ihre Rollen so zurückhaltend, dass selten echte Emotion auf der Leinwand spürbar wird. Selbiges gilt auch für Dillingers Beziehung zu Billie Frechette (Marion Cotillard), die trotz beiderseitig solider Darstellungen blutleer wirkt.

Public Enemies erzählt eine spannende Geschichte aus einer spannenden Zeit. Das Geschehen ist gekonnt eingefangen und bietet vereinzelte, grandiose Momente, doch so richtig mag der Funke einfach nicht überspringen.

Felix Flex” Dencker