Originaltitel: Prometheus
USA, 2012
In den Überresten verschiedener untergegangener Zivilisationen finden die Archäologen Noomi Rapace und Logan Marshall-Green Piktogramme, die alle ein Sternbild zeigen, das zur Zeit ihrer Entstehung von der Erde aus gar nicht zu sehen war. In diesem Sternbild liegt auch ein Mond, der Leben beherbergen könnte.
Die beiden hoffen, dort den Ursprung des Lebens auf der Erde zu finden und überzeugen den mächtigen Weyland-Konzern, eine Expedition ins weit entfernte System zu finanzieren.
Prometheus, Ridley Scotts erster Science-Fiction-Film seit 30 Jahren, hat eine lange Geschichte hinter sich. Aus Interviews wissen wir, dass der Film als Prequel zu Scotts Alien begann, sich jedoch nach und nach zu einem eigenständigen Projekt entwickelte, das noch “Spuren von Alien-Dna” enthält, wie Scott es ausdrückte.
Warum die Verantwortlichen derart um das Offensichtliche herum eiern, kann ich nur raten. Prometheus ist ohne jeden Zweifel ein Prequel, vom Alien-artigen Vorspann bis zum Finale, das den Bogen zu Scotts Horror-Klassiker mit sichtbarer Anstrengung spannt. Beizeiten fühlt er sich fast wie ein Remake an, mit weniger Terror und mehr philosophischen Hintergedanken. Man könnte von einem “Alien für Erwachsene” sprechen, denn dem Theoretisieren über die Ursprünge der Menschheit sollte der geneigte Zuschauer schon einiges abgewinnen können.
Prometheus beginnt als Spiel mit den Erwartungen seiner Protagonisten. Marshall-Green betrachtet die Mission aus rein wissenschaftlichem Interesse, während Rapace darauf hofft, einem wohlwollenden Schöpfer entgegen zu treten. Und während Religion und Wissenschaft um die Wahrheit bangen, ist es einmal mehr das Geld, das die Geschicke Aller lenkt. Charlize Theron vertritt die Weyland Corporation, die natürlich anderes im Sinn hat, als die Aufdeckung alter Wahrheiten, und auch Android Michael Fassbender verfolgt seine eigenen Ziele.
Alien bezog seine Spannung aus einer greifbaren Bedrohung, die von einem einzelnen, wirksam eingesetzten Monster ausging. Als die Mannschaft der Prometheus an ihrem Ziel ankommt, werden die Parallelen deutlicher, und das eine oder andere Besatzungsmitglied lässt sein Leben im Dienste guten alten Monster-Horrors. Doch stets ist es vor allem das Unbekannte, das für Spannung sorgt.
Der Film lässt sich eine Menge Zeit, die Umgebungen zu erkunden, in denen sich die Figuren bewegen, vom titelgebenden Schiff hin zu dem Mond, auf dem es landet. Prometheus behandelt große Themen wie das Verhältnis zwischen einem Schöpfer und seiner Schöpfung, die Frage, warum wir hier sind und nicht zuletzt die alte Weisheit, dass man vorsichtig sein sollte, was man sich wünscht.
Dass mehr Fragen gestellt als beantwortet werden, ist dabei nur ehrlich, doch ist es ein glücklicher Umstand, dass Prometheus bereits genug Geld einfuhr, um die Fortsetzung zu finanzieren, die hoffentlich noch ein wenig weiter gräbt.
Prometheus ist ein Film über falsche Erwartungen. Es ist schade, dass die Macher im Vorfeld selbst eben solche schürten, doch wer den Film als Teil der Alien-Mythologie betrachtet, oder auch als philosophische Reise im Gewand hochwertig produzierter Science Fiction, bekommt hier reichlich Gedankenfutter.
Felix “Flex” Dencker