USA, 2008
Kinostart: 05.06.2008
Darwins Fiebertraum
Es gibt mehrere Dinge, die einen Horrorfilm sehenswert machen können. Eine interessante Hauptfigur, ein faszinierender Bösewicht, ein gut konstruierter Spannungsbogen oder auch innovative Regie. Der 1980er Billigslasher Prom Night hatte nichts davon und bot darüber hinaus zwei Dinge, die ihn eher berüchtigt als berühmt machten: Ein ernst gemeintes Voice-Over von Leslie Nielsen sowie eine gefühlt 15minütige Tanzeinlage.
Es ist eine beachtliche Leistung, dass das Remake trotz des Wegfalls dieser beiden Fallgruben noch schlechter abschneidet als das Original. Wobei der Begriff “Remake” eigentlich nicht passt, denn der 2008er Prom Night erzählt eine völlig andere Geschichte - gemein ist lediglich der sinnlose Titel, denn hier wie dort könnte sich die Schnetzeljagd an einem beliebigen Samstagabend abspielen. Das Original verband die Jugendlichen durch die gemeinsame Schuld am Tod einer Mitschülerin, sechs Jahre zuvor. In der 2008er Variante hat es ein notgeiler Lehrer auf eine Schülerin abgesehen. Drei Jahre nachdem er mehrere Menschen tötete, flieht er aus einer Nervenheilanstalt und ermordet erneut jeden, der ihm auf dem Weg zum Finale begegnet. Brittany Snow spielt Zielperson Donna, auf die ein Stipendium an der Elite-Universität Brown wartet, die sich jedoch genau so hirntot verhält wie ihre Kommilitoninnen. Feueralarm im Hotel? Na, da fahr ich doch mal hoch in den dritten Stock, um
meinen Schal zu holen. Dass sie sich selbst vor Kleiderbügeln erschreckt und lieber die Hand vor den Mund hält, als um Hilfe zu rufen, beschert dem Film wenigstens ein Scherflein unfreiwilliger Komik.
Übertroffen wird sie nicht nur von Dana Davis in der Rolle ihrer Freundin Lisa. Diese vollbringt das Kunststück, sich auf der Flucht im einzigen menschenleeren Flur des voll besetzten Hotels zu verstecken und dort einen Riesenlärm zu veranstalten, weil sie zu blöd ist, einen vier Meter breiten Gang entlang zu laufen, ohne die am Rand stehenden Sachen umzuwerfen.
Bei den meisten anderen Beteiligten ist es genrekonform, dümmer zu sein als ein Lagerfeuer an der Tankstelle, doch wenigstens der zuständige Gesetzeshüter sollte intelligent genug sein, um gleichzeitig Kaugummi kauen und geradeaus gehen zu können. Detective Winn (Idris Elba) hält es für eine gute Idee, die Zielperson eines freilaufenden Serienmörders von einem massiv bewachten Hotel nicht auf die Polizeiwache, sondern nach Hause zu schicken.
Auch die Musik hangelt sich von Verbrechen zu Verbrechen. Ex-Tangerine-Dream-Mitglied Paul Haslinger komponierte das ominöse Dröhnen, das den Puls der Kinogänger anheizen soll, doch ohne Erholungspause wird die Dauerbeschallung ermüdend. Die eingeworfenen Songs helfen auch nicht - ein Stück von Tokio Hotel sowie eine College-Rock-Version von “Time After Time” seien hier stellvertretend genannt.
Regisseur Nelson McCormick darf sich schon mal auf eine Goldene Himbeere freuen. Buh!-Effekte sind der seidene Faden, an dem selbst die schlechtesten Horrorfilme noch ein paar Zuschauer in die Kinos ziehen, misslingen hier jedoch aufs Peinlichste. Durch die angestrebte Altersfreigabe gibt es nicht mal das Blut und die blanke Haut des Originals zu bestaunen, womit sich der Film wirklich jeder Existenzberechtigung entzieht.
Felix “Flex” Dencker