USA, 2007
Kinostart: 18.10.2007

Einen Film wie Postal hat es seit Monty Pythons Das Leben des Brian nicht mehr gegeben”, tönt Uwe Boll in einem offiziellen Statement. Das gleichnamige Computerspiel, in dem der Spieler ohne jede erkennbare Motivation die Bewohner der Kleinstadt Paradise dezimiert, dient dem streitbaren deutschen Filmemacher als Vorlage für eine politische Satire. Die Eröffnungsszene, in der er die Anschläge auf das World Trade Center persifliert, deutet zumindest an, dass er es tatsächlich geschafft hat.

Doch was danach folgt, ist gähnende Langweile. Von Beginn an krankt es bei Postal an allen Ecken und Enden. Wer ein Feuerwerk böser Witze und bluttriefender Actionsequenzen erwartet, wird enttäuscht. Stattdessen verschwendet Boll eine endlos lange Einleitung, in der er den Postal-Dude von einer Station zur nächsten schickt, nur um die einzelnen Charaktere kennen zu lernen und da gibt es so einige. Da wären zunächst die White-Trash-Einwohner aus dem Trailerpark, ein moralisch verkommener schwarzer Polizist und sein aus Deutschland stammender Kollege (Ralf Moeller in einem unmotiviert herunter gespielten Gastauftritt), eine von seinem zwielichtigen Onkel Dave geführte Ökosekte, eine im Ort befindliche Talibanzelle rund um Osama Bin Laden, George W. Bush und schließlich Uwe Boll höchstpersönlich, als Inhaber eines Themenparks mit Nazianspielungen namens Little Germany”.

Diese Vielzahl an unsympathischen Figuren hinterlässt keinerlei bleibenden Eindruck, genauso wenig wie die vielen ach so politisch unkorrekten Späße, die nicht zünden wollen. Da besucht Osama Bin Laden ein Seminar zur Führung seiner Angestellten, George W. Bush ist ein Idiot und die Bevölkerung von Paradise ist es im Grunde nicht Wert, genauer betrachtet zu werden. Das wäre alles kein Problem, würden zumindest die Actionszenen mitreißen. Doch noch nicht einmal dies will Boll gelingen. Ohne jedes Gefühl dafür, wie lang eine Schießerei nun sein soll und/oder wie er die Kamera am besten in den Schießereien bewegt, bringt Boll den Zuseher auch noch um das Vergnügen eines gut choreografierten bzw. fotografierten Amoklaufs. Dass dabei auch unzählige Kinder in Großaufnahme abgeknallt werden, ist zwar geschmacklos, amüsiert oder empört allerdings in keinster Weise.

Postal ist ein Film der vergebenen Möglichkeiten. Kein Tabubruch á la Das Leben des Brian und keine beißende Satire á la Dr. Seltsam, sondern eher ein müder Klamauk, der verbissen um jeden Lacher kämpft und den Zuseher daran erinnern will, wie böse und unkorrekt das Dargestellte doch ist.

Patrick Dorner