Deutschland, 2007
Kinostart: 11.10.2007
Ende der Sechziger Jahre erlebt selbst das erzkonservative München-Ramersdorf einen Hauch von sexueller Revolution: Demos für die freie Liebe sind an der Tagesordnung und in ganz Deutschland boomen die sogenannten “Aufklärungsfilme” von Oswalt Kolle und Konsorten.
Der schwer verschuldete Freddie (Benno Fürmann) möchte auf diesen Geldzug aufspringen und seinen jüngeren Bruder Bennie (Tom Schilling) als Regisseur für ein geplantes Filmprojekt gewinnen. Dieser steht kurz vor seiner Angelobung als Polizist und ist schwer in die Emanze Luzi (Karoline Herfurth) verschossen, die nichts von seinem spießigen “Bullendasein” wissen darf. Nicht zuletzt, um die unbezahlten Rechnungen seiner Mutter zu begleichen, sagt Bennie zu. Gemeinsam mit Pizzeria-Besitzer und Produzent Cesare (Dieter Landuris), dem für den Ton zuständigen Kinovorführer Herrn Eckert (Michael Gwisdek), dem technisch begabten Kiffer Lothar (Martin Glade), dessen Freundin Irene (Lisa Maria Potthoff), sowie der üppigen Italienerin Gina (Valentina Lodovini) macht man sich voller Tatendrang ans Werk. Doch nicht nur die Heimlichtuerei Luzi gegenüber, Bennis Hauptberuf als Polizist und die ständig leere Kriegskasse der Filmcrew machen die Dreharbeiten zur Schwerstarbeit: Hauptakteurin Gina will
sich nicht ausziehen, kann kein Wort Deutsch und geriert sich wie eine waschechte Diva.
Nach dem oscarnominierten Sophie Scholl zieht es Regisseur Marc Rothemund mit Pornorama wieder zurück ins Komödienfach, das er mit Harte Jungs und Das Merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit bereits zuvor erfolgreich bediente. Hinter dem Projekt steht Starproduzent Bernd Eichinger, der zuletzt mit Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders für Aufsehen sorgte. Womit die Brücke zu Karoline Herfurth geschlagen wäre, die in Tom Tykwers erfolgreicher Romanadaption die kleine aber feine Rolle des Mirabellen-Mädchens einnahm. Gleichsam bezaubernd kommt die Jungschauspielerin auch in Pornorama daher und harmoniert hervorragend mit ihrem begabten Kollegen Tom Schilling (u.a. Napola - Elite für den Führer, Elementarteilchen). Überhaupt ist es neben den durchaus witzigen Szenen von den katastrophalen Dreharbeiten sowie den zum Brüllen komischen Ausschnitten aus den originalen Aufklärungsfilmen vor allem die romantisch-komische Liebesgeschichte von Bennie und Luzi, die den Film zu einem harmlosen, obgleich unterhaltsamen Kinospaß werden lassen.
Demgegenüber haben sich jedoch auch so einige Mankos eingeschlichen: Zusätzlich zu den oftmals hölzernen Dialogen und dem nicht immer gelungenen Wortwitz nervt Benno Fürmann mit fortwährendem Overacting. Der Subplot mit dessen Liebelei zur alleinerziehenden Mutter Frau Schröder (Elke Winkens) ist unnötig und nimmt der Haupthandlung sowie den ohnehin blassen Nebenfiguren unnötig viel Leinwandzeit. Die Charaktere bedienen zudem eine Unzahl an Klischees, was dem Humor zwar bis zu einem gewissen Grad entgegenkommt, in diesem Ausmaß aber nicht notwendig gewesen wäre.
Fazit: Die witzige Grundidee sowie die beiden jungen Hauptdarsteller machen Pornorama zwar noch lange nicht zu einem Pflichttermin, als netter Zeitvertreib für Zwischendurch funktioniert der 90-Minüter aber allemal.
Michael “Eminence” Reisner