Originaltitel: Pirates of the Caribbean: Dead Man´s Chest
USA, 2006
Kinostart: 27.07.2006

Die Jagd nach dem Schrank von Davy Jones

Nach drei Jahren und fortwährendem Hype geht es nun endlich weiter. Nachdem er dem Fluch der Black Pearl entkommen ist, sieht sich Jack Sparrow (Johnny Depp) mit einem neuen Dilemma konfrontiert. Davy Jones, untoter Kapitän des Fliegenden Holländers, fordert eine alte Schuld ein: Jacks Seele.

Da Jack weder vorhat, zu sterben, noch die Zeit danach an Bord des Höllenschiffs zu verbringen, baut er mal wieder auf die Hilfe seiner Crew sowie von Will (Orlando Bloom) und Elizabeth (Keira Knightley). Die hingegen haben nach ihrer Festnahme ganz eigene Probleme.

Wer hätte das gedacht. Nach erheblichen Zweifeln ob der Ankündigung, Disney werde seine beliebte Themenpark-Attraktion zu einem Kinofilm verwursten, wurde Fluch der Karibik zum Überraschungshit des Jahres. Die Mischung aus Abenteuerromantik, Piratenmythos, Fantasy und Slapstick, dank inspirierter Regie, bombastischer Effekte und guter Darsteller mit enormem Schauwert präsentiert, traf den Nerv des Publikums und schrie förmlich nach einer Fortsetzung. Nun kommt genau genommen die erste Hälfte eben dieser Fortsetzung in die Kinos, die zweite folgt im Frühsommer 2007. Eine derartige Dreistigkeit hat es selten gegeben, denn trotz der stolzen 150 Minuten Laufzeit wird nichts, aber auch rein gar nichts aufgelöst. Der unvorbereitete Zuschauer wird sich bedanken, wenn mitten im Geschehen plötzlich der Nachspann beginnt. Wer weiß, was ihn erwartet, wird allerdings kaum Grund zur Klage haben, denn der Plot an sich ist ohnehin der geringste Grund, sich den Film anzusehen. Was hier geboten wird, ist schlichtweg ein Riesenspaß und nicht zuletzt auch ein Versprechen auf einen großartigen dritten Teil.

Das Drehbuch von Ted Elliott und Terry Rosso lässt die eigentliche Piraterie größtenteils unter den Tisch fallen und konzentriert sich auf Spaß und Abenteuer. Motivationstechnisch hängt der Film am Duell zwischen Sparrow und dem tintenfischköpfigen Davey Jones, den Bill Nighy mit beträchtlicher Spielfreude sowie einer beeindruckend gemachten CGI-Maske gibt. Die blutleeren Szenen mit Bloom und Knightley wird man sicherlich überspringen, wenn man sich den Film später noch einmal zu Hause zu Gemüte führt. Dies gilt im Grunde für alle weiteren Darsteller, wie beispielsweise Jack Davenport als Ex-Commodore Norrington oder Jonathan Pryce als Elizabeths Vater, die allesamt darstellerisch überzeugen, aber nichtsdestotrotz nur als Brückenelemente fungieren, um die Handlung von einer spaßigen Jack Sparrow-Szene zur nächsten zu transportieren. Und davon gibt es wahrlich eine Menge. Alleine der Kampf auf (und in) dem Holzrad entlohnt für Eintrittsgeld, gemartertes Sitzfleisch - und auch für die zugegebenermaßen etwas langsamen ersten 45 Minuten.

Somit bleibt eigentlich nur noch die Musik von Hans Zimmer zu erwähnen, die zwar uninspiriert und nervig wirkt, dafür aber umso lauter eingespielt wurde. Von diesem Manko abgesehen bietet Fluch der Karibik 2 genau das, was man von einem großen Sommerfilm erwartet: Irrwitz, Bombast und eine Menge Spaß.

Felix Flex” Dencker