Originaltitel: Pirates of the Caribbean 3 - At World’s End
USA, 2007
Kinostart: 25.05.2007
Unbefleckte Empfängnis?
Die Zeit der Piraten neigt sich ihrem Ende zu. Die West India Trading Company lässt alle, die der Piraterie verdächtigt werden, verfolgen und hinrichten. Aus purer Verzweiflung entschließen sich die Freibeuter, den Engländern gemeinsam entgegen zu treten.
Doch es gibt zwei Probleme. Erst muss Jack Sparrow aus dem Reich der Toten zurück geholt werden. Außerdem muss die Speerspitze der gegnerischen Flotte besiegt werden:
Der fliegende Holländer des diabolischen Davy Jones.
Der dritte Teil der Fluch-der-Karibik-Reihe lässt sich mit drei Worten zusammenfassen: banales, spaßiges Riesenspektakel.
Regisseur Gore Verbinski und Produzent Jerry Bruckheimer bringen ein Effektgewitter auf die Leinwand, das seine Zuschauer schlichtweg sprachlos zurücklässt. Sieht man von der ruhigen Einleitung ab, reiht sich Bombastszene an Bombastszene, um schließlich in einen atemberaubenden Showdown zu münden. Die Effekte sind nah an der Perfektion; Ton, Musik und Kamera ebenfalls; Verbinskis Regie wie gewohnt souverän.
Die große Schwachstelle bildet das Drehbuch. Angeblich ging man bei Teil 3 in Produktion, bevor das Drehbuch vollendet war, und ich bin geneigt, diesem Gerücht zu glauben.
Die Geschichte um Davy Jones und seine Ex, sein Herz, seinen Nachfolger, Wills Vater, Jacks Vater, Elizabeths Vater, die Reise über den Rand der Welt hinaus, die Göttin Calypso und viele weitere Handlungsfäden verstricken sich zu einem Dickicht, aus dem Verbinski und seine Autoren nur mit einer brachialen Machete unwahrscheinlicher Zufälle und sprunghafter Charakterentwicklungen den Ausweg finden.
Komplette Figuren hätte man ersatzlos streichen können, ohne dass es ein Loch im Plotgefüge hinterlassen hätte. Unglücklicherweise trifft dies in weiten Teilen auch auf Will und Elizabeth zu, die mehr denn je zu bloßen Füllfiguren verkommen. Die Aufgaben, die den beiden im Zuge der Geschichte zuteil werden, wirken aufgesetzt und unglaubwürdig - wenn die magere Mamsell mit verbissenem Blick und gigantischem Hut die mächtigsten Piraten der sieben Weltmeere zurechtweist, fällt es schwer, sie für voll zu nehmen. Das gleiche gilt für Will, der im Grunde 160 Minuten lang nichts zu tun hat und dann plötzlich den Tag retten soll.
Vor allem die Szenen zwischen diesen beiden sorgen für einige echte Längen sowie einen ärgerlich verkitschten Epilog, von dem sich selbst die diversen Enden der Herr-der-Ringe-Trilogie noch einige Liter Schmalz abschöpfen könnten - der kleine Zusatz nach dem Abspann wird wohl nur die beinharten Fans von Bloom und Knightley in Verzückung versetzen.
Das soll übrigens nicht heißen, dass alle Figuren oder Szenen schlecht geschrieben sind. Wie gewohnt kann vor allem das Geplänkel zwischen Jack und seinen Mannen sowie den anderen Piraten die Untergangsstimmung immer wieder auflockern.
Neue Fans für die Reihe wird der Film wohl nicht gewinnen können, doch wer sich mit der Aussicht auf einige Durchhänger abfinden kann - und seien wir ehrlich, niemand würde sich diesen Film aufgrund irgendeiner noch so negativen Kritik entgehen lassen - den erwartet ein ideenreiches und visuell umwerfendes Abenteuer. Sei es Jacks Aufenthalt in Davy Jones’ Truhe, die Reise ans Ende der Welt oder der finale Kampf zwischen Jack Sparrow und Davy Jones: Diese Szenen entschädigen für jegliches aufgeriebenes Sitzfleisch und werden Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt mit Sicherheit das größte Kasseneinspiel des Jahres bescheren.
Felix “Flex” Dencker