USA, 2006
Kinostart: 21.12.2006
Verfickte, überflüssige Scheiße
Eine Herde Mustangs galoppiert über die Prärie, im Hintergrund türmen sich die Rocky Mountains auf. Dazu schwafelt eine Stimme aus dem Off Schwachsinn. Schon mit der ersten Einstellung hat Flicka seinen Punkt gemacht, lässt aber 90 Minuten lang auf den Abspann warten.
Um die Pferdeschau wird eine Story gestrickt, die von gutherzigen, hart arbeitenden Farmern und einer tierlieben, rebellischen Tochter handelt. Letztere wird von einem Mustang vor einem Berglöwen gerettet. Folgerichtig setzt sie alles daran, das Wildpferd einzufangen und zu dressieren. Das Ganze versteht sich als ein Plädoyer für die Freiheit.
Dass der Film großzügig jedes gängige Tierfilmklischee mitnimmt, hängt auch damit zusammen, dass es sich hierbei um die Verfilmung eines Urtextes aller Pferderomane handelt: My friend Flicka von Mary O’Hara aus dem Jahre 1941, ein bei Pferdenarren in aller Welt beliebtes Buch, das bereits mehrere Verfilmungen inspirierte.
Eine Änderung fällt bei der neusten Fassung besonders ins Auge: Der rebellische Teen ist im Gegensatz zum Buch weiblich. Der Grund hierfür liegt auf der Hand, denn mit einer weiblichen Hauptdarstellerin wird der Zielgruppe die Identifizierung erleichtert.
Gespielt wird die dickköpfige Protagonistin von Alison Lohmann, und zwar gut. Dem alten Theatergesetz gemäß, dass gute Schauspieler gerade in schlechten Stücken glänzen können, lenkt den Zuschauer nichts von ihrer Leistung ab, so dass er immer wieder erstaunt feststellt: “Wow, die ist 27, und man merkt es ihr nicht an!” Auch Maria Bello schaut man wie immer gern zu.
Doch wie man es auch dreht und wendyt:
Der konsequente Zuschnitt auf die Zielgruppe hat die Nebenwirkung, dass der Film jedem, der ihr nicht angehört, voraussichtlich wenig geben wird.
Sven Ole “Leisure Lorence” Lorenzen