Neuseeland, Großbritannien 2006
Kinostart: 16.08.2007
Einst unterlief den “Alchemisten” bei ihren Experimenten zur Entschlüsselung des menschlichen Gencodes ein folgenschwerer Fehler: Tödliche Grippevieren rafften Millionen dahin. Wie es der Zufall so wollte, erschuf man im Zuge dieser Versuche aber auch eine bessere Version des Menschen, den Vampir. Die in weiterer Folge als “Brothers” bezeichneten Überwesen konnten für die Herstellung eines Impfstoffes herangezogen werden und entwickelten sich so zur einzigen Hoffnung für die vom Aussterben bedrohte Menschheit. Nun, nach über 300 Jahren der friedlichen Koexistenz ist es Brother Edgar (Leo Gregory), der mit seinen brutalen Morden dafür sorgt, dass dieser Frieden in Gefahr gerät. Brother Silus (Dougray Scott) arbeitet im Auftrag der vampirischen Führungselite mit der menschlichen Polizistin Lilly (Saffron Burrows) zusammen, um den durchgeknallten Blutsauger dingfest zu machen.
Perfect Creature von Regisseur und Drehbuchautor Glenn Standring beweist, dass es mit einem Minibudget von nur 10 Millionen Dollar und einer eigenständigen Geschichte durchaus möglich ist, dem angestaubten oder durch Hochglanzprodukte wie Underworld verwässerten Vampirfilmgenre eine ansehnliche Auffrischung zu verpassen. Die Geschichte präsentiert sich mit ihren vielen kleinen Einfällen äußerst originell: Vampire stellen so etwas wie eine neue Art von Religionsgemeinschaft dar, die von den Menschen als Beschützerkaste verehrt wird. Gebete sind jedoch passé, die Kirche dient zum Blutspenden. Auch der visuelle Part weiß zu überzeugen: Jamestown, der Ort des Geschehens, wirkt mit seinen umherfahrenden Kutschen, den viktorianischen Gebäuten und auch der Mode dieser Epoche wie das London des ausgehenden 19. Jahrhunderts mit einem Hauch von Philip K. Dick. Die vielen packenden Kamerafahrten machen ebenso Spaß wie die gelungenen Großaufnahmen der computergenerierten Stadt, die oftmals gemäldeartig daherkommen und düstere Schönheit verbreiten.
Bei den Darstellern regiert gepflegtes Mittelmaß: Dougray Scott muss stoische Gelassenheit verbreiten, was seine Filmfigur leider eher gelangweilt wirken lässt. Leo Gregory fängt sich nach anfänglichem Overacting mit fortlaufender Spieldauer und meistert seinen Serienkillerpart durchaus gekonnt. Saffron Burrows, diese Woche auch mit dem großartigen Die Liebe in mir in den deutschen Kinos vertreten, spielt die krisengeschüttelte Polizistin brav, aber ohne bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Der größere Anteil an den eher faden Charakteren ist jedoch ohnehin dem Drehbuch zuzuschreiben, das oft zu sehr mit der Entwicklung eines eigenständigen Makrokosmos beschäftigt ist, als die Probleme seiner Protagonisten zu vertiefen, die dementsprechend lieb- und leblos daherkommen. Zudem vermag auch der unrythmisch vorgetragene Hauptplot keine durchgehende Spannung zu verbreiten.
Fazit: Sehenswerte, weil eigenständige und visuell ansprechende Vampirfilmvariante, deren Drehbuch jedoch der richtige Biss fehlt.
Michael “Eminence” Reisner