USA, 2006
Kinostart: 15.05.2008

Es war einmal, vor langer Zeit, da belegte eine Hexe die Familie Wilhern mit einem Fluch: Die nächste Tochter, die der Familie geboren werde, solle mit einem Schweinsgesicht zur Welt kommen, und nur die echte Liebe eines Menschen von ihrem Blute solle ihr ein normales Antlitz bescheren. Über Generationen kamen jedoch nur männliche Nachkommen zur Welt, bis vor 25 Jahren die kleine Penelope ihre begeisterten Eltern mit einem Grunzen begrüßte.
Als der Film beginnt, ist Penelope (Christina Ricci) 25 Jahre alt. Ihre Mutter (Catherine O’Hara) hat vor einigen Jahren Penelopes Tod vorgetäuscht, um der Familie Ruhe vor der sensationsgeilen Öffentlichkeit zu verschaffen und sucht nun hinter verschlossenen Türen einen Partner für ihre Tochter. Sämtliche Kandidaten nehmen jedoch bei Penelopes Anblick schreiend Reißaus. Klatschreporter Lemon (Peter Dinklage) wittert eine fette Story und engagiert den spielsüchtigen Musiker Max (James McAvoy), der mit versteckter Kamera ein Foto der vermeintlichen Toten erhaschen soll. Als Max Penelope kennen lernt und es sich anders überlegt, ist es natürlich schon zu spät.

Und wieder ein Märchen. Nach Verwünscht, Der Sternwanderer, Absurdistan und noch eingen anderen hat sich in den letzten Monaten ein gewisser Sättigungsgrad eingestellt, der Penelope unter keinem allzu guten Stern anlaufen lässt. Dass der Film zwei Jahre auf Eis lag, bevor sich ein Vertrieb fand, lässt ebenfalls nichts Gutes erwarten. Und tatsächlich sind die Probleme, die man Max Palanskys Film ankreiden kann, gravierend: Es gibt keine einzige überraschende Wendung, die Reaktionen auf Riccis Äußeres sind völlig überzogen, der Gastauftritt von Produzentin Reese Witherspoon ist reiner Selbstzweck und das Ende furchtbar kitschig.

Was für ein Glück, dass das alles überhaupt nicht stört.
Regisseur Palansky erzählt die Geschichte so witzig und gefühlvoll, dass man ihm die unübersehbaren Schwächen gerne verzeiht. Zudem besetzte er seinen Film mit einem beachtlichen Schauspiel-Ensemble. Christina Ricci ist einfach bezaubernd in der Rolle der schüchternen, neugierigen Penelope und begeistert vor allem in den Szenen, in denen sie ihr Gesicht hinter einem Schal verbirgt. Ihre ausdrucksvollen Augen sagen mehr als tausend Worte und machen glaubhaft, dass James McAvoy dafür über die Schweinsnase hinwegblicken kann - wenn auch nach einer kurzen Besinnungspause. Kaum vorstellbar, dass ihr nächster Film Black Snake Moan sein würde. Peter Dinklage verbucht einige urkomische Szenen für sich, wie auch Catherine O’Hara, die ein mal mehr so knapp am Overacting vorbeischrammt wie nur irgend möglich.

Penelope ist ganz sicher kein Film für Zyniker. Man muss über die Schwächen des Films genau so hinweg sehen können wie über Penelopes Nase, um ihn als das würdigen zu können, was er ist: Eine bezaubernde kleine Träumerei über Liebe und innere Werte, wie sie unserer pessimistischen und oberflächlichen Welt ab und zu mal gut tut.

Felix” Flex” Dencker