Olé! Toro!
Die junge Ofelia muss mit ihrer hochschwangeren Mutter in die spanische Provinz zu ihrem Stiefvater ziehen, der dort als gnadenloser Kommandant für das Franco-Regime gegen die letzten Rebellen zu Felde zieht.
Durch Zufall entdeckt das aufgeweckte Mädchen ein Labyrinth und stößt dort auf eine Kreatur namens Pan, das ihr ein besseres Leben ins Aussicht stellt. Dafür muss sie allerdings immer gefährlichere Aufträge für den Faun ausführen. Mit Pans Labyrinth besinnt sich der mexikanische Regisseur Guillermo del Toro nach einigen Jahren in Hollywood, in denen er die Comicverfilmungen Blade 2 und Hellboy drehte, auf seine filmischen Wurzeln.
Wie in seinen früheren Werken Cronos und Devil’s Backbone steht ein Kind mit seinem ganz eigenen Blick auf das Geschehen im Vordergrund.
Ofelia - der Name spielt auf die dem Wahn verfallende Prinzessin aus Hamlet an - deutet die Unmenschlichkeit, die sie umgibt, in ein Märchen um. Gleichzeitig nötigt Del Toro dem Zuschauer aber auch den ungeschützten Blick auf die gewaltvolle Realität der Epoche auf. Der Film zerfällt also in zwei Perspektiven, die unversöhnt nebeneinander stehen, ohne aber den Film zu zerreißen, sondern ihm eine ganz eigene Spannung verleihen.
Hinzu kommen ein sehr ansprechendes Bühnenbild und hervorragende Spezialeffekte aus der Hand des Experten del Toro (der bis in die Neunziger eine Special-Effect-Firma besaß), dessen Prunkstück der surreale Kinderfresser ist. Darüber hinaus erfreuen ein im besten Sinne märchenhafter Soundtrack von Javier Navarretes und eine exzellente Darstellerriege.
Allen voran ist hier natürlich die Entdeckung des Jahres, die 11-jährige Ivana Baquero als mutige und doch verletzliche Ofelia, zu nennen.
Aber auch Sergi Lopez als entgrenzter Erzschurke Vidal und Maribel Verdú (Y tu mamá también) als couragiertes Hausmädchen Mercedes tragen dazu bei, dass Pans Labyrinth einer der besten Filme ist, die dieses Jahr hervorbringen wird: mutig, kompromisslos und dabei wunderschön.
Hoffen wir, dass der eine oder andere Oscar - sechs mal ist Pans Labyrinth nominiert - diesem Werk zu seiner verdienten Verbreitung verhelfen wird.
Sven Ole “Leisure Lorence” Lorenzen