Deutschland, 2008
Kinostart: 20.11.2008
The End of Creativity
Der erfolgreiche Düsseldorfer Fotograf Finn (Campino) hat seine Seele an den Erfolg verloren. Als Promi der internationalen Kunstszene hetzt er von Termin zu Termin, kapselt sich mit seinen Kopfhörern von der Umwelt ab und lässt seine Lakaien die meiste Arbeit machen.
Von einem Moment auf den anderen beschließt er, alles hinter sich zu lassen. Er verlegt ein Shooting nach Palermo und bleibt anschließend einfach dort. Er schläft auf Treppen und fotografiert ziellos die halbe Stadt, während ihn Visionen von Dennis Hopper plagen, der immer wieder versucht, ihm mit Pfeil und Bogen den Garaus zu machen. Und dann trifft er Flavia.
Und das ändert am Verlauf der Geschichte nicht das Geringste, wie auch sonst wenig passiert, was irgendwelche relevanten Folgen hätte. Finn fotografiert, hört Musik, motzt seine Angestellten an, fährt zu Partys, kommt nach Palermo, besucht das Haus von Flavias Oma, träumt von Dennis Hopper… Das alles plätschert für etwa eine Spielfilmlänge vor sich hin, bis Finn schließlich Dennis Hopper gegenüber steht und dieser ihm in einer viel zu lang geratenen Dialogszene die Moral von der Geschicht haarklein aufs Brot schmiert.
Es könnte natürlich sein, dass Regisseur und Drehbuchautor Wenders das Treffen als großes Schauspielerduell angedacht hatte. Schließlich ließ er im Vorfeld verlauten, er habe schon lange einen Film mit Campino drehen wollen und ihm die Rolle des Finn auf den Leib geschrieben. Da überrascht es wenig, dass der Film zum Großteil aus Nahaufnahmen von Campinos Gesicht besteht. Per se mag das nichts Schlechtes sein, doch mit der Schauspielerei hapert es noch merklich. Besonnen in die Ferne schauen funktioniert, doch das Weinen samt mittels Pipette aufgetragener Tränen ließ ein eher amüsiertes Raunen durch den Kinosaal gehen. Entsprechend bewegt Gentleman Hopper kaum einen Gesichtsmuskel, um den Hauptdarsteller des Films nicht im hohen Bogen an die Wand zu spielen, wodurch auch sein Auftritt wenig aufregend bleibt.
Audiovisuell weiß Palermo Shooting zu gefallen. Vor allem die farblich kalten Szenen in Düsseldorf sind schön anzusehen und mit einem gelungenen Soundtrack unterlegt. Palermo ist visuell weniger spannend, doch Wenders behält auch hier das Auge für Komposition, die manchmal auch mit Kleinigkeiten zu gefallen weiß. Geschmackssache sind die Traumsequenzen, die ein bisschen wie David Lynch auf Sparflamme wirken und in ihrer überwiegenden Folgenlosigkeit auch keine Spannung aufbauen können.
Hübsche Bilder, schöne Musik, ein Hauptdarsteller, der als Schauspieler noch einen weiten Weg vor sich hat und eine Geschichte, die fast zwei Stunden lang ausholt, um auf einer Glückskeksweisheit zu landen. Dieses Shooting ging leider in den Ofen.
Felix “Flex” Dencker