Originaltitel: Outsourced
USA, 2006
Kinostart: 10.04.2008
Schnurstracks in die Tonne
Im besten Fall wird ein Film von Charakteren bevölkert. Diese durchleben eine Wandlung, die die Zeit zwischen Vor- und Abspann irgendwie füllt. “Coming of Age” ist dabei ein oft verwurstetes Konzept, ein anderes “Culture Clash”. Dabei macht ein moralisch fragwürdiger Charakter durch eine fremdartige und zunächst feindlich wirkende Umgebung eine Entwicklung zum Besseren hin durch. Klingt einfach, wird in vielen Filmen gemacht, und geht doch so häufig in die Binsen. Denn man kann ja weder die im Film etablierte Welt völlig in den Dienst der Wandlung stellen, das wirkt klischiert und unnatürlich, noch kann die Innenwelt des Protagonisten komplett von der Außenwelt abkoppeln, da dann dem Film nichts mehr zu zeigen bleibt.
Outsourced nimmt den ersten dieser beiden Umwege zum Arschhaare-Saugen und konfrontiert einen egoistischen, bornierten, amerikanischen Geschäftsmann mit einer Postkartenversion Indiens, die ihn bald zum inneren Frieden bekehrt. Dass er gerade in Begriff steht, einen ‘Umweg zum Glück’ zu nehmen, ist für den Abteilungsleiter Todd (gut: Josh Hamilton) nicht erkenntlich, als er alle Angestellten seines Callcenters feuern muss und dann auch noch nach Indien geschickt wird, um die deutlich preiswerteren Nachfolger auszubilden. Das Land zeigt sich zunächst wenig gastfreundlich, und so lässt Todd gegenüber seinen Schülern den Allwissenden raushängen, während er sich einen Dreck um ihre Kultur schert. Die Wende setzt ein, als sich eine besonders gelehrige Schülerin daran macht, ihn auf den indischen Weg zu bringen.
An sich lässt sich gegen Outsourced nicht viel sagen, da die Genrekonventionen buchstabengetreu eingehalten werden. Dass man in einer Komödie nicht ein einziges Mal schmunzelt, sollte schonmal andeuten, dass es sich hierbei um kein Event handelt, für das man die Maniküre sausen lassen sollte. Ein wenig ärgerlicher ist, dass der Regisseur und begeisterte Indien-Fan John Jeffcoat ein Klischeekonstrukt entwirft, um seinem Publikum das Land näher zu bringen. Das Wort “Kaste” wird den ganzen Film über nicht benutzt, die kulturellen Unterschiede zwischen West und Ost werden in Kleidung, Essen und ulkige Gebräuche nivelliert. Das geht soweit, dass selbst Armut und Straßenkriminalität verharmlost und romantisiert werden. Die Pointe, dass Todd sich dem indischen Lifestyle hingibt und Probleme anpackt wie ein Inder - soll heißen: improvisiert und spontan - ließe sich genauso mit Afrika, Südamerika oder Italien als Drehort umsetzen.
Wer also eine lustige Komödie erwartet, wird enttäuscht, wer Einblicke in eine fremde Kultur erwartet, wird enttäuscht. Insofern dürften die Kinobetreiber dieses Produkt in Bälde aus ihren Sälen outsourcen. Zum Wohle aller.
Sven Ole ‘Leisure Lorence’ Lorenzen