Belgien, Frankreich, 2007
Kinostart: 25.10.2007
Man sollte glauben, Odette Toulemondes (Catherine Frot) Leben gäbe keinen all zu großen Anlass zur Freude: Die Liebe ihres Lebens ist viel zu früh verstorben, ihre stinkfaule Tochter (Nina Drecq) lebt mit ihrem ekeligen Partner in der gemeinsamen Wohnung und ihr Job in der Kosmetikabteilung eines Kaufhauses ist alles andere als erfüllend. Und trotzdem ist Odette eine wahre Frohnatur, der es immer wieder gelingt, die Menschen in ihrer Umgebung glücklich zu machen. Die Quelle ihrer positiven Lebenseinstellung sind die Liebesromane des Frauenschwarms Balthazar Balsan. Dieser hat zwar ausreichend Geld, eine hübsche Frau und eine breite Fanbasis, befindet sich aber nach der vernichtenden Kritik seines letzten Werkes in einer tiefen Sinn- und Lebenskrise. Wie es der Zufall so will, treffen Balthazar und Odette aufeinander - ist gar eine gemeinsame Zukunft in trauter Zweisamkeit möglich?
Zwei gestrandete Seelen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Zunächst bedient sich der intelektuelle Literat ausgiebig an der selbstlosen Gute-Laune-Verbreiterin, die das Gefühl hat, ihrem Lieblingsautor etwas zurückgeben zu müssen. Natürlich stellt sich letztendlich heraus, dass Balsan sich bei seiner größten Verehrerin revanchieren kann. Der Weg dorthin ist von vielen süßen kleinen Ideen und vor allem einem gut aufgelegten Ensemble gepflastert. Ganz ohne Stolpersteine kommt es jedoch nicht aus. So ist es Albert Dupontels sensibler Darstellung zu verdanken, dass man als Zuseher seinen Filmcharakter doch noch einigermaßen sympathisch findet. Zwischenzeitlich wünscht man dem arroganten Pfau, den die Affäre seiner vernachlässigten Gattin ach so schwer trifft, während er auf seinen Promotiontouren fröhlich durch die Gegend schnackselt, nämlich eher die Pest an den Hals als die liebliche Titelfigur. Catherine Frot gibt deren komplexe Persönlichkeit wunderbar frisch und mit einer
wohlwollenden Dosis verträumter Schrulligkeit. Einzig in den Sing- und Tanzszenen hat man den Eindruck, dass sie sich ein bisschen unwohl fühlt. Überhaupt hätte Regisseur und Drehbuchautor Eric-Emmanuel Schmitt eben jene Passagen ein wenig eindämmen dürfen, denn auch die restliche Besetzung wirkt damit ein wenig überfordert. Abgesehen davon gefallen auch die jüngeren Darsteller wie Fabrice Murgia als schwuler Sohn Odettes oder auch Nina Drecq als ihr mürrisches Töchterchen.
Größter Minuspunkt ist das seltsam gezwungene letzte Viertel, wo unmotivierte Plottwists die Oberhand gewinnen und ein letztendlich überhastetes Happy End eingeleitet wird.
Nichtsdestotrotz eine willkommene Abwechslung zu den hollywood’schen Reißbrett-RomComs der letzten Zeit.
Michael “Eminence” Reisner