Originaltitel: Up
USA, 2009
Kinostart: 17.09.2009
Pixar X
“Alles außer Filmen mit Kindern und sprechenden Hunden.” So lautet in der Regel meine Antwort auf die Frage, ob ich mir wirklich Alles ansehe. Oben erzählt von einem alten Mann, der gemeinsam mit einem nervigen kleinen Jungen nach Südamerika reist, wo sie einer ganzen Horde sprechender Hunde begegnen. Wäre der Film von DreamWorks Animation, gäbe es an dieser Stelle also vermutlich keine Kritik, doch wer kann schon zu Pixar Nein sagen?
Seit dem Tod seiner Frau Ellie lebt der ehemalige Ballonverkäufer Carl Fredricksen (Ed Asner) zurückgezogen in seinem Haus. Als er dieses zu verlieren droht, bindet er kurzerhand Unmengen von Heliumballons am Kamin fest und entschwindet gen Süden. Ellie und er wollten sich schon immer auf den Spuren des großen Entdeckers Charles F. Muntz (Christopher Plummer) nach Venezuela aufmachen, doch wie das Leben so spielt, kam es nie dazu.
Zu seinem großen Unmut stellt Carl fest, dass er nicht allein ist. Der achtjährige Pfadfinder Russell (Jordan Nagai) hatte sich unter seiner Veranda versteckt und geht nun mit auf die Reise.
Ein mal mehr ist es der Mut, sich Erwartungen und gängigen Trends zu widersetzen, der als erstes ins Auge springt. Die ersten zehn Minuten, in denen Carls gemeinsames Leben mit Ellie aufgerollt wird, bilden die bewegendste, süßeste, traurigste Sequenz, die seit langem, wenn nicht jemals auf Zelluloid gebannt wurde. Sie erlaubt dem Zuschauer ohne einen Hauch von Schmalz oder Pathos, sich gemeinsam mit Carl in Ellie zu verlieben, nur um sie sofort und für immer wieder zu verlieren. Wenn der vor Energie strotzende Hauptteil des Films in Südamerika beginnt, ist uns der grantige Carl bereits so ans Herz gewachsen, dass wir ihm überallhin folgen würden.
Der Plot ist dabei nicht so stringent, wie man es von Pixar gewohnt ist, sondern zieht teilweise in mehrere Richtungen zugleich. Doch genau das ist es, was den Film unvorhersehbar und unterhaltsam macht, schließlich erzählt er von Abenteuerlust, die einem über den Kopf wächst.
Auch dem goldenen Kalb Jugend huldigt Pixar nicht. Zwei der drei Hauptfiguren sind alte Männer, die sich verzweifelt an dem festhalten, was ihrem Leben einen Sinn verliehen hat. Nichts, womit sich die Sechsjährigen im Publikum identifizieren können, doch langweilen werden auch die sich nicht - der actionreiche letzte Akt spielt fast komplett in der Luft.
Oben ist ein Kinderfilm für Erwachsene. Regisseur Pete Docter sowie Drehbuchautor und Co-Regisseur Bob Peterson verpacken die melancholischste Geschichte der inzwischen zehn Pixar-Filme in die witzigste Verpackung. Der verspätete deutsche Kinostart ist in gewisser Hinsicht ein Segen. Kein anderer Film könnte nach einem derart durchwachsenen Blockbustersommer den Glauben an das Gute im Kino so mühelos wieder herstellen.
Ach, und 3D? Völlig unwichtig.
Felix “Flex” Dencker