USA, 2014
Menschheit 1.0b1
Wie passend. Ein Film über eine Sitflut markiert den Beginn einer Welle von Bibel-Verfilmungen, die die großen Studios über das nach Rechtschaffenheit dürstende Publikum zu ergießen gedenken.
Darren Aronofskys Noah erzählt die inhaltlich etwas glattgehobelte Geschichte von Gottes Versuch, seinen ersten großen Fehler unter den Teppich zu kehren - den Menschen freien Willen zu geben.
“Tabula rasa”, denkt sich Gott, und beschließt, noch einmal von vorne anzufangen… ganz von vorne? Nein! Eine von beugsamen Katholiken bevölkerte Familie denkt nicht einmal daran, Widerstand zu leisten.
Auf einen feuchten Traum hin baut Noah ein gigantisches Schiff, um die wahre Krone der Schöpfung vor dem kommenden Unwetter zu schützen: Alles außer den Menschen.
Dabei helfen ihm die Steinbeißer sowie seine Familie, die vom nahenden Tod zwar nicht gerade begeistert ist, doch wenn Papa sagt, dass das so sein muss, dann muss das wohl so sein.
Wie es sich für einen Bibelfilm gehört, steht das Glauben stets über dem Denken. In der Natur der Sache liegt, dass der Film die großen Fragen höchstens halbherzig beantwortet. Was ist mit all den Unschuldigen? Warum fressen die Tiere einander nicht? Warum sehen die Hebräer aus wie Mitteleuropäer? Im Gegenteil wird jedes Zweifeln, jedes Nachfragen durch Noahs jüngsten Sohn zur kleinen Tragödie stilisiert. Wie schlimm ist es doch, wenn Kinder nicht alles ungefragt akzeptieren.
Die größte Herausforderung der Produktion war sicher, einen Mann zum Sympathieträger zu machen, der zahllose Menschen sterben lässt und sich obendrein anschickt, eigenhändig nachzuhelfen.
Nun, hat leider nicht geklappt. Russell Crowes Noah ist ein selbstgerechter Missionar, der vage Visionen über das Wohl von Familie und Mitmenschen stellt und im melodramatischen Finale schließlich ins Psychopathische abdriftet.
Was bleibt, sind die gelungenen Spezialeffekte. Darren Aronofsky fühlt sich mit dem saftigen Budget von kolportierten 130 Mio. Dollar offensichtlich wohl und inszeniert Noah mit der Menge CGI-Bombast, die man von einem Untergangsfilm erwarten kann. Seine Experimentierfreudigkeit beschränkt sich auf einige bizarre Zeitraffersequenzen, die unter G wie Geschmackssache zu verbuchen sind, sowie Farbfilter in den gelungenen Traumsequenzen. Die meiste Zeit bleibt die Regie gekonnt, wenn auch, nun, archetypisch.
Selbiges lässt sich auch über die Darsteller sagen. Sieht man von zwei Szenen ab, in denen die Damen der Schöpfung buchstäblich Rotz und Wasser heulen, machen die Schauspieler das Beste aus dem, was das Drehbuch ihnen in die Hand gibt.
Eine vor Plotlöchern strotzende Geschichte über einen Unsympathen, der heldenhaft anderen Menschen beim Ersaufen zusieht, erzählt mit guten Spezialeffekten.
Das reicht nicht.
Felix “Flex” Dencker