Originaltitel: Forgetting Sarah Marshall
USA, 2008
Kinostart: 12.06.2008
Was haben Musiker an sich, dass Frauen von ihnen angezogen werden wie Schießpulver von Kristallschädeln? Peter Bretter (Jason Segel, der auch das Drehbuch schrieb) ist ein bedingt attraktiver Kerl und aus unerfindlichen Gründen seit fünf Jahren mit dem schicken Starlet Sarah Marshall (Kristen Bell) liiert, für deren Csi-Imitat er die ominösen Zwei-Ton-Melodien ins Keyboard drückt. Als sie ihn für einen anderen Musiker verlässt, nimmt er sich eine Auszeit auf Hawaii. Dort läuft ihm natürlich prompt seine Ex über den Weg, ihren Hengst im Schlepptau.
Peters Zusammenbruch las sich im Drehbuch vielleicht wie ein echter Schenkelklopfer, Regie-Debütant Nicholas Stoller bringt die Komik jedoch kaum auf die Leinwand. Die Szene in der Lobby des Hotels, als Peter und seine Ex sich begegnen, ist symptomatisch für den ganzen Film. Es wird keinerlei Spannung aufgebaut, es kommt nicht überraschend, es passiert einfach. Der Film bietet einige Lacher, in der Originalfassung vielleicht sogar eine Menge, doch die meisten Szenen plätschern belanglos vor sich hin, und weder die Geschichte noch die Figuren sind interessant genug, um den Mangel an Witz oder gutem Timing wett zu machen.
Gute Apatow-Komödien zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass hinter dem Slapstick und den Peniswitzen authentisch wirkende Figuren stecken, die eine Menge Häme wegstecken müssen, am Ende jedoch als moralische Sieger vom Platz gehen. Jason Segel schrieb sein semi-autobiographisches Selbst als humorvollen Frauenschwarm, kommt letztlich jedoch weder witzig noch charmant rüber. Weder mit Kristen Bell noch mit Mila Kunis, mit der er im Hotel anbandelt, verbindet Segel eine erkennbare Chemie, was an der Glaubwürdigkeit aller drei Figuren zehrt. Die einzige Eigenschaft, die Peter die Sympathie des Publikums einbringen könnte, ist sein gebrochenes Herz, und über das macht sich der Film von der ersten Szene an lustig. Von einem Film, der als Heilmittel gegen Herzschmerz über den Verlust einer schönen Frau eine Beziehung zu einer noch schöneren Frau propagiert, sollte man vielleicht keine tiefen Einsichten in die menschliche Natur erwarten.
Nie wieder Sex mit der Ex ist gleich im doppelten Sinne enttäuschend. Zum einen zementiert er nach Ein Mann für alle Unfälle die Befürchtung, der Name “Judd Apatow” im Vorspann reiche als Gütesiegel nicht mehr länger aus. Zum anderen fällt er in das unbefriedigende qualitative Mittelfeld, über das man keine witzigen Verrisse schreiben kann, die das Geld für die Kinokarte aber trotzdem einfach nicht wert sind.
Felix “Flex” Dencker