Originaltitel: A Thousand Years of Good Prayers
USA, 2007

Kinostart: 10.04.2008

Es gibt Musikboxen, bei denen man drei Minuten Stille kaufen kann, falls die Dauerbeschallung in der Kneipe mal überhand nimmt. Ein bisschen fühlt sich Wayne Wangs neuer Film so an, als habe jemand diese Möglichkeit gerade wahrgenommen.
Die Eröffnungsszene, in der die in den USA lebende Yilan ihren Vater als Besuch begrüßt, wirkt kalt und emotionslos. Der Chinese ist sichtlich interessiert an diesem Land und an dem, was es aus seiner Tochter gemacht hat, die er seit 12 Jahren nicht mehr gesehen hat. Diese ist jedoch distanziert und verschlossen, was sich im Laufe des Films auch wenig ändern wird.
Wangs Film erzählt von Kommunikationsschwierigkeiten. Solche zwischen den Generationen und solche zwischen den Kulturen, vor allem aber solche zwischen Menschen, die einander nicht verstehen wollen. Mr. Shi schließt schnell Freundschaft mit einer Iranerin, die genau so wenig Englisch spricht wie er, doch die beiden verständigen sich, weil sie sich verständigen wollen. Seine Tochter beichtet ihm in einem der wenigen emotionalen Momente, sie könne ihre Gefühle auf chinesisch nicht ausdrücken, da sie so nicht aufgewachsen sei.
Der Film läuft somit auf eine Katharsis hinaus, die fast ebenso still abläuft wie der Rest des Films. Regisseur Wang und Autor Yiyun Li, der hier sein eigenes Buch adaptierte, machten es sich zum Prinzip, nicht offen emotional zu werden. Dies lässt die 83 Minuten leider zu einer gewissen Geduldsprobe werden, zumal auch der Bonusaspekt des chinesisch-amerikanischen Culture Clashs nicht gerade fürs hiesige Publikum gemacht ist.
Somit ruht der Film alleine auf den hängenden Schultern von Mr. Shi, der die meiste Zeit durch die Gegend schlurft, um jemanden zum Reden zu suchen. Henry O spielt ihn sympathisch und zurückhaltend herzlich, als amüsante Gestalt, die überall leicht Freunde findet und auch das Publikum für sich gewinnen wird. Man sollte nur wissen, worauf man sich einlässt.

Felix Flex” Dencker