Originaltitel: Vacancy
USA, 2007
Kinostart: 19.07.2007
Nachdem ihr kleiner Sohn bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen ist, liegt die Ehe von David (Luke Wilson) und Amy (Kate Beckinsale) in Scherben. Auf ihrer letzten gemeinsamen Reise vor Unterzeichnung der Scheidungspapiere bestimmen demnach gegenseitige Anfeindungen die anstrengende Autofahrt. Als auch noch ihr Wagen liegenbleibt und die Streithähne gezwungen sind, in einem nahegelegenen Motel zu übernachten, ist die Stimmung auf dem absoluten Tiefpunkt angelangt.
Durch Zufall entdecken sie in ihrem schäbigen Zimmer versteckte Kameras und müssen schon bald feststellen, dass sie die nächsten Opfer einer perversen Gruppe von Snuff-Filmern - angeführt vom schmierigen Moteleigentümer Mason (Frank Whaley) - werden sollen. Nun muss das zerstrittene Noch-Ehepaar zusammenarbeiten, um den blutrünstigen Häschern zu entkommen…
Regisseur Nimród Antal konnte 2003 mit seiner formidablen U-Bahn-Groteske Kontroll Kritik wie Publikum begeistern und gibt nun mit Motel sein Hollywood-Regiedebüt. Seiner ansprechenden Inszenierung sowie der gediegenen Kamerarbeit Andrzej Sekulas ist es zu verdanken, dass der Psychothriller über weite Strecken spannend und atmosphärisch dicht geriet, ohne auf derzeitige Splatter- und Foltertrends zu setzen.
Die Exposition funktioniert ausgesprochen gut, die beiden Hauptfiguren samt jeder Menge Konfliktpotential werden glaubwürdig eingeführt, der Grundstein für den kommenden Thrillerplot rasch gelegt. Auch das erste Aufeinandertreffen mit dem von Frank Whaley wunderbar durchgeknallt verkörperten Mason und das darauffolgende Realisieren der Situation nebst erstmaliger Auseinandersetzung mit den bösen Buben, wirken in ihrer Direktheit erfrischend unterhaltsam. Setzt jedoch der unausweichliche Verfolgungsplot ein, macht sich recht schnell die eine oder andere Länge bemerkbar, bevor dem Drehbuch von Mark L. Smith m letzten Drittel endgültig die Puste ausgeht. Was folgt, ist ein einfallsloses Actionfinale, gepaart mit einem allzu versöhnlichen Abschluss und der Enttäuschung, doch nur wieder Stangenware konsumiert zu haben.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass sich Luke Wilson als glatte Fehlbesetzung erweist. So nimmt man ihm das resolute Gemüt seines Filmcharakteres samt ausgeprägtem Beschützerinstinkt nur selten ab. Auch die Harmonie mit seiner Filmpartnerin Kate Beckinsale, die brav ihre eindimensionale Rolle herunterspielt, mag sich nie so recht einstellen.
Fazit: Keine Katastrophe, aber ebensowenig ein Grund, ins nächstgelegene Kino einzuchecken.
Michael “Eminence” Reisner