USA, 2010
Kinostart: 13.01.2011
Nachrichtenfieber
Als die Fernsehproduzentin Becky (Rachel McAdams) ihren Job verliert, sieht sie ihr Leben an sich vorüberziehen. Für’s Privatleben ist sie nicht gemacht, also nimmt sie in ihrer Verzweiflung einen Job bei “Daybreak” an, einer Sendung im lokalen Frühstücksfernsehen, die nur noch von Leuten gesehen wird, die im Koma liegen und nicht umschalten können. Ihr neuer Chef (Jeff Goldblum) stellt ihr sogleich ein Ultimatum. Entweder, die Einschaltquoten gehen nach oben, oder die Sendung wird abgesetzt.
Zu diesem Zweck holt Becky den legendären Nachrichtenreporter Mike Pomeroy (Harrison Ford) an Bord, der Dank einer alten Vertragsklausel jeden Job annehmen muss, den der Sender ihm aufdrückt.
Doch Pomeroy, der in seiner Blütezeit jeden erdenklichen Preis der Branche bekam, weigert sich nicht nur, banale Reportagen über Babynamen und Wettbewerbe im Kuchenessen zu moderieren, er wechselt auch kein Wort mit seiner Co-Moderatorin (Diane Keaton), und die Quoten rauschen weiter in den Keller.
Was kommt dabei heraus, wenn eine unaufhaltsame Kraft auf ein unbewegliches Objekt trifft? In diesem Fall eine leicht verdauliche, unterhaltsame Komödie. Roger Michell, seines Zeichens Regisseur des unterschätzten Notting Hill, inszeniert das Kräftemessen zwischen Jung und Alt dialoglastig und schwungvoll. Eine Romanze zwischen Becky und einem Kollegen (Patrick Wilson) spielt sich dankenswerterweise überwiegend am Rande ab, als existiere sie nur, um den Film als romantische Komödie vermarkten zu können.
Die Darsteller sind riskant, aber punktgenau besetzt. Rachel McAdams, die selbst mit dem Londoner Dreck des 19. Jahrhunderts beschmiert noch aussieht wie eine Keramikpuppe, wirkt hier so menschlich - und damit so sympathisch - wie noch nie. Auch Harrison Ford, der außerhalb der Indiana-Jones-Filme selten engagiert wirkt, bringt zum ersten Mal seit langem ein erkennbares Maß an Spielfreude mit.
Nennenswerte Überraschungen bietet die Geschichte nicht. Außer der, wie wenig genau das stört.
Felix “Flex” Dencker