Großbritannien, 2009
In nicht allzu ferner Zukunft hat die Firma Lunar Industries auf dem Mond eine Raffinerie zum Abbau des kostbaren Helium-3-Gases errichten lassen, welches sie regelmäßig zur Erde übermittelt und dadurch die Energiekrise vergessen macht. Der einzige Mensch auf der Mondstation ist der Wartungsarbeiter Sam Bell (Sam Rockwell), der kurz vor dem Ende seines zweijährigen Arbeitszyklus’ steht. Doch wenige Wochen, bevor er zu Frau und Töchterchen heimkehren kann, beginnt er, merkwürdige Dinge zu sehen. Hat ihm die lange Zeit der Einsamkeit nachhaltig geschadet oder steckt etwas anderes dahinter? Und weshalb reagiert der ansonsten so zuvorkommende Roboter Gerty verdächtig ausweichend auf Sams Fragen?
Was für eine Wohltat: Science Fiction mit Hirn.
Werbefilmer Duncan Jones hat seine eigene Storyidee, die Drehbuchautor Nathan Parker für die Leinwand adaptierte, mit einem Budget von nur fünf Millionen Dollar verwirklicht. Neben der durchdachten, schlüssigen Geschichte selbst, ist es auch Duncans stilsichere Inszenierung, die das Kammerspiel so sehenswert macht. In ruhigen, stimmigen Bildern fängt er die Isolation auf der Mondstation ein, die wenigen Außenaufnahmen haben in ihrer stillen Eleganz fast schon medidativen Charakter. Wie so oft brillant: Clint Mansells punktgenauer Score, der vom fesselndenThema bis zur ansonsten zurückhaltenden musikalischen Untermalung dem Film einen gewichtigen Teil seiner einnehmenden Stimmung verleiht.
Das Tüpfelchen auf dem i ist der grandiose Sam Rockwell, der vor allem in der zweiten Spielhälfte seinen ungeheuren Facettenreichtum unter Beweis stellt. Nicht unerwähnt sollte zudem Kevin Spacey bleiben, der in der englischen Originalversion den Roboter Gerty spricht und dem Blechkasten eine eigene Identität verleiht. Überhaupt ist der entspannt agierende Gehilfe Sams, der anfangs noch als auflockernder Sidekick durchgehen könnte, im Handlungsfortlauf eine äußerst wichtige Figur. Nachdem der große Plottwist nämlich schon nach einer halben Stunde abgehandelt wird, konzentriert man sich im weiteren Verlauf der Geschichte überwiegend darauf, existenzielle Lebensfragen aufzuwerfen und deren Wertigkeit zu begreifen. Und Gerty ist von diesen Fragen ebenso wenig ausgenommen, wie - natürlich - Protagonist Sam.
Fazit: Moon erfindet das Science-Fiction-Genre zwar nicht neu, ist aber eigenständig und intelligent genug, um als einer der besten Beiträge der letzten Jahre durchzugehen. Wer einen deutschen Kino- oder Dvd/Blu-ray-Start nicht mehr abwarten möchte: Am 16. November erscheint das Schmuckstück in Großbritannien - wer der englischen Sprache mächtig ist, wird den Import nicht bereuen.
Michael “Eminence” Reisner