Originaltitel: The World´s Fastest Indian
Neuseeland, 2005
Die meisten Leute halten an ihren Träumen genau so lange fest, bis sie sie eigentlich in die Tat umsetzen könnten. Doch bis dahin gibt es den Job, die Familie, und irgendwie kommt das alles gerade einfach zeitlich unpassend, wo man doch die Hypothek abzuzahlen hat, und ein neuer, beutelloser Staubsauger ist ja auch was tolles.
Über die meisten Leute werden keine Filme gedreht. Erzählenswert sind die Geschichten derer, die an ihren Träumen festhalten und alles dafür tun, sie in die Tat umzusetzen. So wie Burt Munro.
Der Neuseeländer reiste 1963 von seinem Heimatörtchen Invercargill in die entfernten USA, um bei der “Speed Week” auf dem berühmten Salzsee in Bonneville, Utah die gut betuchte und vor allem deutlich jüngere Konkurrenz herauszufordern.
Sein heißer Ofen: Eine 1920 gebaute Indian Scout, ein Motorrad, das ursprünglich 54 Meilen pro Stunde auf die Straße brachte und von Burt seither Tag für Tag umgebaut, optimiert und perfektioniert wurde.
Wer Roger Donaldsons 1971er Dokumentation Offerings to the God of Speed kennt, weiß wie die Geschichte ausgeht. Donaldson unternahm seither immer wieder Anläufe für einen Kinofilm, und nun kommt eben dieser endlich auch in die deutschen Kinos.
Anthony Hopkins spielt den liebenswerten Kauz auf seiner Reise, die ein wenig wie eine Mischung aus Schultze gets the blues und Crocodile Dundee daherkommt. Die Faszination über die Absurdität amerikanischer Gepflogenheiten weicht einem Road Movie mit einem unwahrscheinlichen Helden, an den zu Hause niemand so recht glaubt, um schließlich in einem Underdog-Sportspektakel zu enden.
“Man lebt in fünf Minuten, in denen man auf diesem Motorrad alles gibt, mehr als manche Leute in ihrem ganzen Leben.”
Hopkins blüht in der Figur des charmanten Draufgängers sichtbar auf und lässt von der ersten Minute an vergessen, dass man hier einem Schauspieler bei der Arbeit zusieht. So zieht der passionierte Burt zieht nicht nur die bunt gefächerten Charaktere in seinen Bann, die ihm auf seinem Weg begegnen, sondern auch das Publikum. Seine Reise nimmt fast schon fast spirituelle Züge an - ein Don Quixote, der gegen pfeilschnelle Windmühlen aus Aluminium und Gummi kämpft. Wie Burt muss auch der Film im Grunde mit altem Material arbeiten, denn so eine Geschichte hat wirklich schon jeder gesehen. Doch weder die herzerwärmende Erzählung noch ihr sympathischer Protagonist werden dadurch aus dem Tritt gebracht.
Felix “Flex” Dencker