USA, 2008
Kinostart: 30.10.2008
Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der Blödste im ganzen Land?
Der ehemalige Polizist Ben Carson (Kiefer Sutherland) versucht nach einem tragischen Zwischenfall sein Leben wieder auf die Reihe zu kriegen. Als ersten Schritt nimmt er einen Nachtwächterjob in einem ausgebrannten Warenhaus an. Als er entdeckt, dass sich in den Spiegeln etwas Unheilvolles verbirgt, ist es schon zu spät. Von nun an suchen ihn und seine Familie mörderische Reflektionen heim - alles, was spiegelt, wird zum Instrument eines grausamen Todes.
Filme bestimmter Genres sind nicht an irdische Gesetze gebunden. In der Realität sind Spiegel mit Aluminium beschichtete Glasplatten, hinter denen sich nichts weiter befindet als die Wand, an der sie hängen. In einem Film können sich dahinter Welten verbergen, voller magischer oder dunkler Geheimnisse. Doch diese Welten müssen sich zumindest an ihre eigenen Gesetze halten, sonst verpufft jegliche Spannung. Alexandre Ajas Mirrors stellt keine Regeln auf - und dann bricht er sie.
Die halbe Laufzeit scheint es überhaupt kein Geheimnis hinter den ganzen Todesfällen zu geben. Ein Spiegelbild verhält sich komisch und jemand stirbt auf grausame und zusammenhanglose Weise. Das nächste Spiegelbild verhält sich komisch, der nächste stirbt, und so weiter.
Als Carson ein mysteriöses Paket (oder “Deus Ex Machina”, wie der Lateiner sagt) erhält, beginnt eine Schnitzeljagd, bei der man ihm etwa eine halbe Stunde lang dabei zusehen darf, wie er sich von einem belanglosen und uninteressanten Ort zum nächsten bewegt. Währenddessen kämpft seine Familie weiter gegen die Reflektionen. Dies steht in keinem erkennbaren Zusammenhang zur eigentlichen Geschichte des Films und scheint lediglich dem Zweck zu dienen, panisches Geschrei zwischen Carsons Dialog- und Autofahrtszenen mischen zu können. Regisseur Aja verpackt das haarsträubende Treiben in zum Teil hübsche Bilder, doch auch diese gehen beim Showdown aus, der ein Maß an Dämlichkeit erreicht, das auch die schnellen Schnitte und die hektische Kameraführung nicht verbergen können. Als Krönung gibt es dann die obligatorische Wendung, die in ihrer effekthascherischen Sinnlosigkeit die Essenz des Films auf den Punkt bringt.
Das Horrorfilmgenre ist längst sein eigenes, größtes Grauen geworden. Mirrors reiht sich in die endlose Schlange loser Asia-Horror-Remakes ein, die weder spannend sind, noch eine erwähnenswerte Geschichte zu erzählen haben, und die die Welt bald vergessen haben wird.
Felix “Flex” Dencker