Originaltitel: Brave
USA, 2012
Kinostart: 02.08.2012
Bei einem neuen Pixar-Film zu schreiben, “mal was anderes”, mutet wie Zynismus an. Betrachtet man Cars 2 als die Ausnahme, die die Regel bestätigt, glänzen Pixars Filme stets mit inspirierten, originellen Geschichten, die einfühlsam und souverän erzählt werden. Dennoch fühlt sich Merida ein klein wenig anders an.
Der Film spielt in den schottischen Highlands und erzählt von der abenteuerlustigen Prinzessin Merida. Diese liegt im ständigen Clinsch mit ihrer Mutter, die aus der hitzköpfigen Merida eine gesittete Thronerbin machen will. Als sie den Sohn eines Klanchefs heiraten soll, wird es Merida zu viel. Sie sucht sich übernatürliche Hilfe bei einer alten Hexe, um ihre Mutter umzustimmen, doch der Zauberspruch wirkt anders, als Merida sich das vorgestellt hat.
Die Beschwörung bewirkt vor allem eines: der Plot kommt in Gang. Merida lässt sich eine Menge Zeit, um die Figuren vorzustellen, leichten Humor und konsequenzlose Action zu reichen und auch die Vorzüge des neuen Animationssystems “Presto” zu demonstrieren.
Als die eigentliche Geschichte beginnt, wird der Film von einer oft slapstickhaften Komödie zum Fantasydrama. Der Übergang geht etwas holperig vonstatten, was der Tatsache geschuldet sein könnte, dass Regisseurin Brenda Chapman während der Produktion durch Mark Andrews ersetzt wurde. Auch wenn Pixars Filme auf legendär kollaborative Weise entstehen, wirkt Merida, als würden zwei Herzen in einer Brust schlagen.
Doch nach dem vergleichsweise wenig aufregenden Mittelteil findet der Film seine emotionale Bahn. Denn dem ganzen Gezeter zum Trotz geht es um etwas, das im Zentrum der meisten, wenn nicht aller Pixar-Filme steht: Familie. Auch wenn die Figuren nicht so ausgearbeitet werden wie beispielsweise die Incredibles, kommt man im letzten Akt kaum dagegen an, mit ihnen mitzufiebern.
Trotz eines Hängers im Mittelteil gerät Merida unterhaltsam, stets sympathisch, und zum Ende hin packend und bewegend. Pixars erstes klassisches Märchen mag weder der originellste, noch der am sorgsamsten konstruierte Film des Ausnahmestudios sein, doch das ist Jammern auf ganz hohem Niveau.
Felix “Flex” Dencker