USA, Australien, 2015
Kinostart: 14.05.2015
Frauen am Steuer
Die Zukunft. Ein Krieg hat die Welt verwüstet und die verbliebenen Männer zu gesetzlosen Bestien gemacht.
In diesem Chaos befreit Furiosa (Charlize Theron), rechte Hand des Tyrannen Immortan Joe (Hugh Keays-Byrne), fünf seiner Sklavinnen und begibt sich auf eine gefährliche Reise. Das Ziel: Ein matriarchalisches Wunderland jenseits der scheinbar endlosen Wüste.
Fast 14 Jahre ist es her, da stellte George Miller das erste Drehbuch für den Film fertig, dessen Hauptrolle damals noch Mel Gibson selbst übernehmen sollte. Nachdem Krieg, Budgetsorgen und Wetterprobleme die Produktion wieder und wieder verschoben, donnert er nun endlich über die Leinwand: der neue Mad Max.
Zutreffender wäre eigentlich „der neue Furiosa“, denn Max spielt für die Geschichte keine wirklich entscheidende Rolle. Im Mittelpunkt stehen Furiosa und ihre actiongeladene Flucht, die praktisch den gesamten Film ausmacht. Von einer eventuellen Hoffnung auf eine traditionelle Drei-Akt-Struktur sollte die geneigte Zuschauerin sich also verabschieden.
Von der Hoffnung auf erzählerische Schmankerl jedoch keineswegs. Eve Ensler, Autorin der Vagina-Monologe, stand Miller als Beraterin zur Seite und steuerte offensichtlich auch so manche Dialogzeile bei. Viel Zeit für flammende Reden bleibt nicht, doch die kurzen Verschnaufpausen werden eifrig genutzt.
Für Besitzer eines Penis’ bleibt Action vom Feinsten. Fury Road enthält mehr digtale Effekte, als gerne behauptet wird, doch sie stehen stets im Dienste des Getöses.
Das wichtigste ist die Oktanaction, und die gerät handfest, kreativ und vor allem überaus unterhaltsam. Wie von den Trailern versprochen, durchzieht zelebrierte Geisteskrankheit den Film vom Vorspann an und findet nirgendwo so viel Platz zum Austoben, wie in der Horde von Höllenmaschinen, die durch die Endzeitlandschaft jagt. Miller inszeniert das brachiale Getöse so routiniert, als habe er die letzten Jahre nichts anderes getan, als hochbudgetierte Actionreißer in Szene zu setzen.
Unterstützung erhält er von Junkie Xl, der für den Soundtrack verantwortlich zeichnet. Dieser gerät so betont perkussiv, dass er in den meisten Filmen aufdringlich und monoton wirken würde. Hier fügt er sich ein, als könne es gar keine Alternative geben.
14 Jahre nach der ersten MovieGod.de-News zu “Mad Max 4” ist Fury Road nicht ganz der Film geworden, der er einst werden sollte. Mel Gibson ist schon seit geraumer Zeit nicht mehr dabei, sein Nachfolger Tom Hardy spielt die zweite Geige, und die sozialpolitische Moral, die dem Publikum mit der Schöpfkelle aufgetan wird, wirkt oftmals aufgesetzt.
Ob man sich daran mehr reibt oder weniger, an einem ändert es nichts: Mad Max: Fury Road ist ein Erlebnis. Wieviel von George Millers ursprünglicher Vision die Jahre überdauert hat, werden wir vermutlich nie erfahren, doch was nun in die Kinos kommt, ist ein Spektakel, das die Messlatte für die Actionfilme des beginnenden Kinosommers hoch legt.
Felix “Flex” Dencker