Originaltitel: Love and Other Drugs
USA, 2010
Kinostart: 13.01.2011
Ja, Schläfrigkeit zum Beispiel
Pharmavertreter Jamie führt ein beneidenswertes Leben. Er ist intelligent, charmant, aus gutem Hause und sieht aus wie Jake Gyllenhaal. Reihenweise erliegen die Frauen seinem Charme, das Geschäft boomt, die Zukunft auf der Überholspur scheint gesichert.
Dann begegnet er Maggie. Die ist zwar unfreundlich und leidet an Parkinson im Frühstadium, doch sie wird von Anne Hathaway gespielt, also geht er mit ihr aus. Wie es sich für eine Frau in einem modernen Hollywoodfilm gehört, erkennt sie seine Maschen nicht nur, sondern analysiert sie auf den ersten Blick haarklein - und geht dann trotzdem mit ihm ins Bett.
Daraufhin soll sich ein tiefgründiges Charakterdrama um die Frage entspinnen, ob der oberflächliche Jamie sich in eine Frau verlieben kann, die an Parkinson leidet, einer Krankheit, die der Film behandelt, als ginge es um Lepra. Dazu wird ein bisschen Kritik an der Pharmaindustrie gereicht, die sich billiger Drückermethoden bedient, um den Ärzten ihre überteuerte Chemie aufzudrängen. Und natürlich die romantische Komödie nicht zu vergessen, schließlich geht es hier um die große Liebe.
Leider zündet nichts davon so richtig.
Es ist ein vorherrschender Irrglaube in Hollywood, unsympathische Figuren würden schon sympathisch, wenn sie nur von ausreichend schönen Menschen gespielt werden.
Jamie ist ein Soziopath, wie er im Buche steht. Wenn er eine Frau bezirzt, tut er es weder, weil er echtes Interesse an ihr hat, noch für Sex. Er tut es, um seine Mittelchen zu verkaufen und, um seinen Konkurrenten eins aus zu wischen. Maggie auf der anderen Seite verhält sich so unfreundlich, dass sich nicht beantworten lässt, warum Jamie sich ausgerechnet an ihr festbeißt. Für gebeutelte Frauen mag es ein schöner Gedanke sein, das sich in misanthropischen Arschlöchern gute Kerle verbergen, wenn man nur genau hinsieht. Welche Lehre sie nun daraus ziehen sollen, sei dahingestellt.
Ebenso die Frage, wie viel Überwindung es einen Mann bitte kosten soll, bei einer Frau zu bleiben, die aussieht wie Anne Hathaway. Dass ihr gelegentlich die Finger ein bisschen zittern, ist keine große Herausforderung. Wie das Verhältnis der beiden in zehn Jahren aussieht, wäre möglicherweise interessant gewesen.
Love and Other Drugs spricht ein paar große Themen an, kann sich jedoch nie so recht entscheiden, was ihm wichtig ist. Das halbherzige Charakterdrama wird durchzogen von krudem Humor, die Sozialkritik kommt nie zum Punkt. Selbst als Romanze fällt er flach, da sämtliche Figuren im Mittelpunkt der Geschichte unsympathisch bleiben. Die guten Schauspieler - Oliver Platt gefällt in einer Nebenrolle - bescheren dem Film einige amüsante Augenblicke. Schade, dass das Drehbuch sie nie ganz ehrlich klingen lässt.
Felix “Flex” Dencker