Originaltitel: Logan
USA, 2017
Aller guten Dinge
Wir schreiben das Jahr 2029. Nachdem die Mutanten nahezu ausgerottet wurden, verdingt sich ein sichtlich gealterter Wolverine als Limousinenfahrer für betrunkene Touristen. An seinem Tiefpunkt angekommen, erhält er den Auftrag, ein Mädchen in Sicherheit zu bringen.
Dieses birgt ein Geheimnis, das jeder einzelne Trailer zum Film bereits vorweggenommen hat.
Macht aber nichts.
Auch wenn man um die Talente des Mädchens weiß, birgt das neue Wolverine-Abenteuer mehr Überraschungen, als man einem X-Men-Film eigentlich noch zutrauen darf. Dies gilt nicht nur für den Verlauf der Geschichte, sondern auch für die Art, wie Regisseur und Co-Autor James Mangold sie erzählt.
Durch die zeitliche Distanz zum Rest der X-Men-Filme steht Logan völlig für sich alleine und schert sich weder um das Anknüpfen an die Vergangenheit, noch um das zeitraubende Etablieren der nächsten Fortsetzung. Logan ist kein winziger Teil eines riesigen Puzzles, sondern die Momentaufnahme eines entscheidenden Kapitels im Leben seiner Protagonisten.
Überraschend ist nicht zuletzt auch die explosive Gewalt. Durch die Niedergeschlagenheit seiner Helden wiegt der Film den Zuschauer immer wieder in Sicherheit, um ihn dann mit Nahaufnahmen von Adamantiumklauen aufzuwecken, die sich durch die Köpfe diverser Bösewichter bohren. Die Gewalt steht dabei immer im Dienste der Geschichte. Der Film nimmt sich stets die Zeit für seine Figuren, weshalb die Laufzeit mit 137 Minuten auch recht stattlich ausfällt.
Dass es nie langweilig wird, ist natürlich auch den Darstellern zu verdanken. Neben der sicheren Bank Hugh Jackman darf Patrick Stewart nicht unerwähnt bleiben, der hier seine (angebliche) Abschiedsvorstellung als Professor Xavier gibt. Auch Neuentdeckung Dafne Keen gefällt in der Rolle des geheimnisvollen Mädchens Laura. Die deutsche Synchronisation übersteht sie allerdings nur mit einigen Blessuren - nicht die einzige Gemeinsamkeit mit dem Titelhelden.
James Mangold ist erneut eine echte Überraschung gelungen. Erst rettete er Wolverine mit Wolverine: Weg des Kriegers aus dem Sumpf des Fremdschämens, in dem Gavin Hoods X-Men Origins: Wolverine die Serie versenkt hatte. Nun beschert er uns mit Logan den vielleicht besten X-Men-Film von allen. Und das fast ohne X-Men.
Felix “Flex” Dencker