Deutschland 2007
Kinostart: 25.10.2007

Lissi und ihr Herzblatt Kaiser Franz leben in perfekter monarchischer Wohlstandsharmonie: Ausreichend Geld zum Verheizen, ausschweifend im Garten flanieren, Golfen mit Schokobällen und zwischendurch ein bisserl Regieren bestimmen den Alltag des Vorzeigepaares. Doch als Lissi vom Yeti aus Schloss Schöngrün entführt wird, damit dieser dem Teufel wie versprochen die schönste Frau der Welt im Tausch für sein eigenes Leben bringen kann, hat das idyllische Leben am Hofe plötzlich ein Ende. Franzl macht sich mit seinem treuesten Diener, dem Feldmarschall, sowie der notgeilen Kaiserin Mutter auf, um seine große Liebe zu befreien. Derweil haben Lissi und ihr gar nicht mal so böser Entführer alle Hände voll mit dem schießwütigen Jägerduo Schwaiger und Ignaz zu tun.

Mit Der Schuh des Manitu hat Michael Bully” Herbig deutsche Kinogeschichte geschrieben. Auch der Nachfolger, der technisch bemerkenswerte, wenn auch weniger lustige (T)Raumschiff Surprise - Periode 1, war ein Kassenschlager. Nun nimmt sich der Vollblutkomiker, wie bereits mehrfach zuvor in seiner Tv-Show Die Bullyparade, auf parodistische Art und Weise der österreichischen Kaiserin Elisabeth alias Sissi” und deren Gefolgschaft an. Den finanziellen Erfolg von Lissi und der wilde Kaiser vermag ich nicht voherzusagen, sich dieses Machwerk jedoch freiwillig anzusehen, kann ich beim besten Willen niemandem empfehlen.

Den ersten qualitativen Bauchfleck leistete man sich bereits im Vorfeld mit der Entscheidung, aus dem Stoff einen Animationsfilm zu fabrizieren. Die Sketche in der Bullyparade lebten nicht zuletzt davon, dass Herbig selbst in der Rolle der Kaiserin glänzte. Die CGI-Figur verfügt zwar über Bullys Gesichtszüge und dessen Stimme, seine Ausdruckskraft sowie der Witz der Verwandlung gehen jedoch komplett verloren. Dies liegt zu einem großen Teil an der nicht nur budgetbedingten Schwäche der Animationen an sich. Dass das Geld und wohl auch das Know How nicht für einen deutschen Pixar-Film reichen würden, war klar. Weshalb man aber nicht einmal in der Lage war, Back to Gaya, den ersten heimischen CGI-Film aus dem Jahr 2004, zu übertrumpfen, wird wohl auf ewig ein Rätsel bleiben.

Doch ist es ja nicht nur die Hülle, die einen das Weite suchen lässt. Wenn von grob geschätzt 20 Gags nur ein bis zwei halbwegs zünden, ist das bei einer derart hohen Dichte an Kalauern einfach zu wenig. Der komplette Streifen zehrt hauptsächlich von aufgewärmten Versatzstücken aus dem Tv, bietet kaum originelle Ideen und nervt mit einem unendlich hilflos zusammengeschusterten Handlungsablauf, der nicht mal für ein Sekündchen so etwas wie Spannung oder gar Überraschungsmomente bietet. Die platten Figuren dienen ausschließlich als Gaglieferanten, ausformulierte Charaktere gibt es keine. Zudem ist die Musik, trotz persiflierendem Grundcharakter, spätestens nach der Hälfte der Spielzeit in ihrer Penetranz kaum noch auszuhalten.

Fazit: Mit Lissi und der wilde Kaiser hat Bully mächtig ins Klo gegriffen. Und was dabei rauskommt, weiß man ja…

Michael Eminence” Reisner