Originaltitel: The Holiday
USA, 2006
Kinostart: 15.12.2006
Hass hingegen ist ne ziemlich faule Sau
Nancy Meyers marschiert in den Fußspuren von Nora Ephron, der großen Romantikspezialistin, die einst für Hits wie Harry und Sally (als Drehbuchautorin) und Schlaflos in Seattle (als Regisseurin) verantwortlich zeichnete. Während Ephron aber seit Jahren einem weiteren Kinoerfolg hinterherläuft, hat sich Meyers als “Leading Lady” der Romantikkomödien im 21. Jahrhundert etabliert. Dabei waren Was Frauen wollen (2000) und Was das Herz begehrt (2003) großartige Sololäufe für gut aufgelegte Hauptdarsteller wie Mel Gibson oder Diane Keaton, die über die Längen des Drehbuchs und die uninspirierte Regie hinweg täuschten. Dementsprechend scheint Liebe braucht keine Ferien ein bombastischer Erfolg schon sicher, blickt man alleine auf die Besetzungsliste.
Cameron Diaz, Kate Winslet, Jude Law und Jack Black nehmen die Hauptrollen für sich ein, um in den Nebenrollen von bekannten Namen und Gesichtern wie Edward Burns, Rufus Sewell und Shannyn Sossamon unterstützt zu werden. Dazu auch noch der legendäre Eli Wallach in der Rolle eines gealterten Drehbuchautors. Es scheint, als ob dem Unternehmen “Romantikkomödie von Nancy Meyers” nichts im Wege stehen könnte. Doch mit der Unmenge an hübschen und prominenten Gesichtern hat sich Meyers auch eine Unzahl an Konflikten aufgeladen, die sie in 135 Minuten nicht vollständig auflösen kann. Bei genauerer Betrachtung der bisherigen Arbeit von Nancy Meyers keine allzu große Überraschung.
Dabei beginnt alles noch angenehm unaufgeregt, im winterlichen London. Iris (Kate Winslet) versinkt in ihrem Selbstmitleid, schließlich ist sie seit drei Jahren in ihren Arbeitskollegen Jasper (Rufus Sewell) verliebt. Als der während einer Weihnachtsfeier die Verlobung mit einer Kollegin bekannt gibt, bricht für Iris eine Welt zusammen. Zur selben Zeit, in Los Angeles, wirft die Selfmade-Unternehmerin Amanda (Cameron Diaz) ihren untreuen Freund Ethan (Edward Burns) aus dem gemeinsamen Haus und sehnt sich plötzlich nach der Fremde. Da kommt das “House Exchange”-Programm wie gerufen. Iris bietet ihr Haus für die Weihnachtsfeiertage an und zieht ihrerseits in Amandas Heim. Gesagt, getan. Schon am nächsten Morgen findet sich Iris in einer Hollywood-Villa wieder, während Amanda in einem kleinen verträumten britischen Landhaus von Langeweile erschlagen wird.
Die Ausgangssituation ist reizvoll und bietet die Möglichkeit für unzählige Momente der kulturellen Begegnung und um amerikanische und britische Vorurteile gegenseitig auszuleben. Doch Nancy Meyers geht in Liebe braucht keine Ferien auf Nummer sicher. Wie sich Kate Winslet und Cameron Diaz in ihren neuen Häusern auf Zeit einfinden, genügt dem Drehbuch zu vorhersehbaren Luftsprüngen der einen und deprimierten Alkoholgelagen der anderen. Womit diese Romantikkomödie es schafft, das gesamte erste Drittel im Strudel der Depression versinken zu lassen, woran weder Kate Winslets hervorragendes Spiel noch die typisch überdrehte Cameron Diaz etwas ändern können.
Zum Glück tauchen dann die unvermeidlichen Liebespartner auf der Bildfläche auf und bringen ein wenig Schwung ins Geschehen. Dabei kann Jude Law als Iris´ Bruder Graham, seine ganze Reichweite britischen Charmes abrufen und wird mit dieser Darstellung wohl endgültig zum gefragtesten Schwiegersohn der Welt mutieren, während Jack Black als Filmmusikkompositeur Miles sehr zurückgenommen agiert und an der Seite von Kate Winslet hin und wieder ein wenig deplatziert erscheint. Die parallel verlaufenden Liebesgeschichten werden aufgefettet durch das immer wieder eintretende Moment “Ex-Liebhaber”, wodurch wieder die über alles thronende depressive Stimmung ihren Platz einnimmt. Allem Herzschmerz zum Trotz will sich aber nie ein Gefühl der Wärme oder Romantik einstellen. Noch nicht einmal auflockernde Witze werden passend platziert oder zünden, wenn sie denn auftauchen.
Liebe braucht keine Ferien ist - im Sinne von Nancy Meyers´ Anspruch an das Genre - eine überambitionierte Arbeit, die sich zu viele verschiedene Charaktere vornimmt, um auf einen einzelnen wirklich eingehen zu können. So bleiben alle Figuren nur oberflächlich gezeichnete Schablonen, an denen noch nicht einmal ein mit sichtlicher Freude aufspielendes Ensemble etwas ändern kann. Einzig Eli Wallach als gealterter Hollywoodautor und lebende Legende Arthur Abbott verströmt in seinem verschmitzten Auftritt, eine Aura des sanften Humors und der Herzenswärme, wie sie eigentlich von den beiden Liebespaaren hätten ausgehen sollen. Nancy Meyers sollte sich in ihrer nächsten Arbeit darauf besinnen, welche Schwachpunkte ihre Werke bislang prägten und welche positiven Aspekte bis heute stets darüber hinwegtäuschten. Ansonsten droht wieder eine überladene und oberflächliche Arbeit wie Liebe braucht keine Ferien.
Patrick Dorner