Originaltitel: Lars and the Real Girl
USA, 2007
Kinostart: 13.03.2008
Warum sind eigentlich manche Macken gesellschaftlich akzeptiert und andere nicht? Warum ist es normal, eine rote Ampel anzuschnauzen, aber nicht, sich bei einer grünen zu bedanken? Warum ist es normal, liebevoll einen frisch restaurierten Oldtimer zu streicheln, aber nicht eine Puppe?
Gus (Paul Schneider) und Karin (Emily Mortimer) jedenfalls staunen nicht schlecht, als Gus’ Bruder Lars (Ryan Gosling) ihnen seine neue Freundin vorstellt: Bianca, eine ehemalige Missionarin, halb Brasilianerin, halb Dänin… und ganz aus Plastik.
Die meisten Filmemacher hätten aus dieser Idee eine rude Komödie gemacht, in der die Hauptfigur als einfaches Ziel für billige Zoten herhalten müsste. Regisseur Craig Gillespie und Autorin Nancy Oliver sponnen daraus eine ungewöhnliche kleine Romanze, die den Humor der skurrilen Situation nicht ausspart, aber ohne jede Häme auskommt. Es ist die simple Geschichte eines jungen Mannes, der durch seine extreme Schüchternheit zu einem Einsiedler inmitten anderer Menschen wurde.
Von den Leuten in seiner Gemeinde erhält er die nötige Unterstützung. Vor allem Karin kümmert sich Tag für Tag um ihn, borgt Bianca ihre Kleider und stellt sie ihrem Bekanntenkreis vor. Nach und nach beginnen auch Lars’ Kollegen und der Rest des Städtchens, Bianca zu akzeptieren. Zunächst gibt es zwar einige verdutzte Blicke, doch das Mitleid und die Zuneigung zum lieben und scheuen Lars, der sich im Laufe der Jahre immer weiter zurückgezogen hatte, überwiegen. Gus, der im Gegensatz zu seiner Frau überhaupt nicht weiß, wie er mit der Situation umgehen soll, ist dafür zuständig, das auszusprechen, was das Publikum denkt. Und genau wie er kann auch der Zuschauer kaum anders, als mit der Zeit Biancas Rolle in Lars’ Leben zu akzeptieren. Durch die Puppe erhält Lars Liebe ohne Bedingungen, Akzeptanz ohne Widerworte und Nähe ohne angefasst zu werden. Sie ist für ihn die einzige Möglichkeit, Zuneigung zu empfinden, ohne die Gefahr, verletzt zu werden, ein Schritt aus der lähmenden Einsamkeit.
Und wie kann das etwas lächerliches sein?
Lars und die Frauen ist ein charmanter, rührender Film über Trauer, Schmerz und Hoffnung, getragen von wundervollen Darstellern und einer gefühlvollen Regie. Die absonderliche Thematik wird sicher einige Leute verschrecken, doch bei Filmen wie diesem ist eine derartige Vorauswahl ganz sicher nichts Schlechtes.
Felix “Flex” Dencker