Internationaler Titel: Laputa - Castle in the Sky
Originaltitel: Tenkuu no Shiro Rapyuta
Japan, 1986
Kinostart: 08.06.2006

Der junge Minenarbeiter Pazu staunt nicht schlecht, als eines Tages das Waisenmädchen Sheeta buchstäblich vom Himmel fällt - oder besser gesagt schwebt, denn ein magischer Kristall beschützt sie vor dem Tod, und somit Pazu vor tagelanger Putzarbeit.
Leider sind Sheeta der bösartige Regierungsbeamte Musca sowie eine Horde Luftpiraten auf den Fersen, die den Kristall an sich reißen wollen. Denn sie wissen, woher dieser stammt: aus Laputa, einer fliegenden Insel, an deren Existenz längst niemand mehr glaubt.
Als deutlich wird, dass hinter Musca mehr steckt als ein ambitionierter Bürokrat, verbünden sich Sheeta und Pazu mit den Piraten und machen sich auf, zu verhindern, dass das mächtige Königreich Laputa in Muscas Hände fällt.

Ach wie schön. Dank des großen Erfolges seiner letzten drei Filme auch im europäischen Ausland kleckern nun langsam auch die Frühwerke des japanischen Animationsgottes Hayao Miyazaki in die hiesigen Kinos und Dvd-Läden.
Nun erwischt es seinen zweiten Film, der am 08.06. mit der kleinen Verspätung von 20 Jahren über deutsche Leinwände flimmert.

Technik-Enthusiasten werden dementsprechend wenig Freude an dem Film haben, der im Vergleich zu aktuellen Produktionen natürlich relativ krude animiert wurde. Doch wer Miyazaki kennt, der weiß, dass dies bei seinen Werken nur unwesentlich ins Gewicht fällt. Für ihn ist das Medium Anime seit jeher nicht Selbstzweck, sondern vor allem ein Mittel, um seine fantastischen Geschichten zu transportieren.
Und diese ist auch bei Laputa wundervoll gelungen. Wie so oft steht das allgemeine Gleichgewicht der Welt im Zentrum der Geschichte - zwischen Natur und Technik, Erde und Luft, Mann und Frau. Die fliegende Insel Laputa - entliehen aus Jonathan Swifts Gullivers Reisen - war einmal der Inbegriff der perfekten Synthese, wurde jedoch von den Menschen korrumpiert, nachdem diese in doppelter Hinsicht den Boden unter den Füßen verloren hatten.
Die Moral von der Geschicht wird im Gegensatz zu einem Großteil der westlichen Konkurrenz nicht über archetypische Figuren transportiert, die mit gut- oder bösartigen Phrasen um sich werfen, sondern über echte Charakterentwicklung zum einen und die pure Schönheit der Bilder zum anderen. Denn obwohl der zeichnerische Aufwand vergleichsweise klein ist, kreiert Miyazakis überbordende Phantasie ein mal mehr eine farbenfrohe, detailverliebte Welt, die nicht zuletzt Dank seiner Faszination - man mag schon fast Besessenheit sagen - für die Fliegerei in schöne, energetische Bilder gepackt wurde.

Das Schloss im Himmel ist zugegebenermaßen oberflächlicher als die meisten anderen seiner Filme, macht aber mindestens ebenso viel Spaß. Charme, Intelligenz und pure Lust am Erzählen dringen aus jedem einzelnen Bild und sorgen für ein Abenteuer, das Groß und Klein nur wärmstens ans Herz gelegt werden kann.

Felix Flex” Dencker