Originaltitel: Horrible Bosses
USA, 2011
Kinostart: 01.09.2011
Comedians on a Train
Die Helden des neuen Films von Seth Gordon sind drei geplagte Arbeitnehmer, gespielt von Jason Bateman, Jason Sudeikis und Charlie Day. Bateman hat mit seinem Chef Kevin Spacey zu kämpfen, der es sich zum Sport gemacht hat, seinen Untergebenen zu erniedrigen. Sudeikis lebt mit seinem netten, alten Vorgesetzten Donald Sutherland erheblich besser, bis dieser stirbt und sein paranoider, kokaingemästeter Sohn Colin Farrell die Firma übernimmt. Und Days Chefin Jennifer Aniston ist entschlossen, sämtliche Formen sexueller Belästigung mindestens einmal durchzuspielen. Als die Jasons beschließen, die Tyrannen ins Jenseits zu befördern, zögert Day zunächst, doch als seine anstehende Hochzeit in Gefahr gerät, zeigt er Einsatz.
Bateman und Spacey spielen ihre Rollen ohne einen Hauch von Augenzwinkern. Die Dialoge der beiden könnten auch einem Drama entstammen; im Kontext dieser Geschichte zählen sie zu den Höhepunkten.
Sudeikis gibt den lockersten der drei, was sicher auch der Tatsache geschuldet ist, dass gegen Colin Farrell ohnehin kein Kraut gewachsen wäre. Als Billy-Mitchell-Imitat mit überkämmter Halbglatze spielt er ohne erkennbare Zurückhaltung und gibt eine Vorstellung ab, die nicht zu Unrecht bereits mit Tom Cruise’ Les Grossman in Tropic Thunder verglichen wurde. Schade, dass er so wenig Zeit auf der Leinwand verbringt. Auch Jennifer Aniston hatte offensichtlich Spaß, mal etwas anderes zu machen als seichte Fließband-RomComs und trägt achtsam dazu bei, den Film vor einer kindgerechten Altersfreigabe zu bewahren. Doch der Film gehört Charlie Day. Es braucht eine besondere Art Darsteller, um sexuelle Avancen durch Jennifer Aniston als zermürbende Qual zu verkaufen. Seiner aufgekratzten Darstellung des hilflosen Lakaien ist es zu verdanken, dass die anderen Darsteller es so ruhig angehen können. In einem schlechteren Film hätte seine Figur leicht zum Ausstiegsgrund geraten können,
doch ihm gehören einige der witzigsten Szenen.
Und damit kommen wir zum wichtigsten, denn bei allem Charme der Darsteller ist Horrible Bosses vor allem genau das: Witzig.
Komödien für Erwachsene wirken in ihrem Streben nach einer reifen Altersfreigabe oft bemüht - Hangover 2 drängt sich ins Bewusstsein. Auch bei Horrible Bosses geht es oft zotig zu, und natürlich werden diverse Pflichtpunkte des Genres abgehakt, und selbstverständlich ist das alles nicht neu. Doch die Drehbuchautoren gehen auch in den überzogensten Momenten nicht zu weit unter die Gürtellinie und lassen ihre Figuren als mehr oder weniger echte Menschen durchgehen. Auch Regisseur Gordon macht es genau richtig und inszeniert zurückhaltend genug, um die Bühne seinem Ensemble zu überlassen.
Howard Hawks definierte einen guten Film als “Drei großartige Szenen und keine schlechte”. Mit einer ganzen Reihe lustiger Szenen und keinem echten Blindgänger mag Horrible Bosses es nicht ganz zum guten Film bringen, fraglos aber zur guten Komödie.
Felix “Flex” Dencker