Deutschland, 2008
Kinostart: 08.01.2009
Thomas (Benno Fürmann) kehrt nach der unehrenhaften Entlassung aus der Bundeswehr in seine Heimat Jerichow, ein Dorf in einer ärmlichen Gegend im Nordosten Deutschlands, zurück. Dort möchte er das Haus seiner kürzlich verstorbenen Mutter renovieren, nur fehlt ihm dafür das nötige Kleingeld. Da kommt ihm der wohlhabende Ali (Hilmi Sözer) gerade recht, dem er nach einem kleinen Autounfall aus der Patsche hilft. Der türkischstämmige Besitzer von rund 45 Imbissbuden bietet Thomas einen gut bezahlten Job als Fahrer an. Eine Männerfreundschaft bahnt sich an, wäre da nicht Alis hübsche, aber unglückliche Frau Laura (Nina Hoss), mit der Thomas eine leidenschaftliche Affäre beginnt. Es entwickelt sich eine gefährliche Dreiecksbeziehung, die unweigerlich auf eine Katastrophe zusteuert.
Wem die Geschichte bekannt vorkommen sollte: Regisseur Christian Petzold (Yella) macht kein Geheimnis aus den Ähnlichkeiten zu James M. Cains weltberühmtem Roman Wenn der Postmann zweimal klingelt. Doch wo es Bob Rafelson mit seiner Verfilmung aus dem Jahr 1981 schaffte, eine bedrohlich spannende Atmosphäre voll knisternder Erotik zu erzeugen, plätschert Jerichow überraschungsfreie 90 Minuten vor sich hin. Die einfallslose Inszenierung und der plumpe Handlungsverlauf erweisen sich leider bei weitem nicht als einzige Mankos. Die Dialoge wirken zumeist aufgesetzt, bisweilen sogar lächerlich. Und Stefan Wills weinerliche Musik spielt in jeder Szene gleich monoton, egal ob gerade Dönerzutaten ausgefahren werden oder jemand seine Frau misshandelt. Dazu kommt, dass das Schauspielensemble nicht annähernd mit dem Facettenreichtum eines Jack Nicholson oder der betörenden Laszivität einer Jessica Lange konkurrieren kann. Sowohl der hölzern agierende Benno Fürmann
als auch die bemühte Nina Hoss erweisen sich nämlich als glatte Fehlbesetzung. Ein kleiner Lichtblick ist Hilmi Sözer, der auch das Glück hat, die vielschichtigste Figur des verhängnisvollen Liebesdreiecks spielen zu dürfen. Alis angedeutetes Gefühl von Heimatlosigkeit hätte dem Film bei stärkerer Akzentuierung eine nenneswerte Identität geben können. Das bisschen Lokalkolorit mit den durchaus gekonnten Landschaftsaufnahmen der wirtschaftlich am Boden liegenden, weitgehend toten Gegend allein sind dazu einfach zu wenig.
Den endgültigen Todesstoß versetzt Jerichow die meilenweit vorhersehbare Schlußpointe, welche die bis dorthin aufgedeckten, überwiegend uninteressanten Geheimnisse der Protagonisten in ihrer Ideenlosigkeit sogar noch locker übertrumpfen kann.
Fazit: Ausnehmend dröges Lust- und Trauerspiel, das nach Christian Petzolds bisherigen Arbeiten eine einzige Enttäuschung darstellt.
Michael “Eminence” Reisner