Originaltitel: Quantum of Solace
GB, 2008
Kinostart: 06.11.2008
Mein Name ist Bourne. James Bourne.
Casino Royale brachte James Bond mit einem Donnerknall zurück in die Kinocharts. “Jünger, härter, handfester” lautete das Motto, und mit einem weltweiten Kasseneinspiel von fast 600 Millionen Dollar kann man behaupten, dass die Rechnung aufging. Lediglich einige Längen wurden hier und da bemängelt, da Martin Campbell seinen Figuren Zeit ließ, sich zu entwickeln. Diesen Vorwurf wird Marc Forster niemand machen. Er inszeniert Quantum of Solace wie ein Kolibri, der von einer Wespe gestochen wurde.
Der Film setzt da an, wo Casino Royale endete, wobei das Verhör des vermeintlichen Drahtziehers nur eine sehr kurze Verschnaufpause zwischen zwei Hetzjagden bietet. Auch im weiteren Verlauf werden die Dialogszenen, in denen sich die Geschichte um den mysteriösen Konzern Quantum entspinnt, eher zwischen den Actionszenen eingefügt als umgekehrt.
Die Handlung ist offensichtlich auf mehrere Filme angelegt, wie auch Bonds Entwicklung vom Vorschlaghammer zum Skalpell. An typischen Bond-Elementen gibt es entsprechend kaum mehr zu sehen als in Casino Royale. So ist der typische Vorspann zwar vorhanden, jedoch erstaunlich banal in Szene gesetzt. Selbiges gilt für den sogenannten Titelsong von Jack White, der in seelige Vergessenheit gerät, sobald wieder aufgeblendet wird. Angemessen eingefangen werden allerdings die zahlreichen Drehorte. Forster und sein Team - allen voran Kameramann Robert Schäfer und Designer Dennis Gassner - stellen sicher, dass jede einzelne Actionsequenz in wahrlich beeindruckender Kulisse passiert. Beeindruckend ist auch die Choreographie - zu schade, dass man davon so wenig erkennt. Denn auch Quantum of Solace leidet an einer Krankheit, die das moderne Actionkino nach wie vor fest im Griff hat: dem Stakkatoschnitt. Jedes Handgemenge ist derart hyperaktiv geschnitten, dass nur professionelle
Videospieler wirklich verfolgen können, wer gerade wen wohin wirft. Hier kann man nur abwarten und sich hinterher freuen, dass Bond derjenige ist, der wieder aufsteht.
An diesem Punkt der neu begonnenen Filmreihe ist eine derartige Konzentration auf die Action zu verzeihen. Der neue James Bond ist gerade erst dabei, seinen eigenen Stil zu finden, während er Vergeltung für das sucht, was ihm in seinem ersten Abenteuer widerfuhr. Unter langjährigen Fans dürfte sich jedoch spätestens nach diesem Film die Hoffnung breit machen, dass die Serie wieder ein Stück weit zu ihrer eigenen Tradition zurück findet. Eine kleine Anspielung auf die Q-Abteilung macht gespannt auf den nächsten Teil.
Ein Quantum Trost etabliert einen würdigen Gegner für den britischen Geheimdienst und seine tödlichste Waffe. Doch auch wenn die Action formidabel geriet und der Film nie weniger als spannend ist, kommt man nicht umhin, für den kommenden Teil auf ein Mehr an Charakterentwicklung zu hoffen. Denn nach Quantum of Solace fühlt man sich vor allem wie ein guter Martini: Geschüttelt, nicht gerührt.
Felix “Flex” Dencker